Die Ausbildung wird nicht gesetzlich reglementiert wie das z.B. bei Ärzten der Fall ist. Das gilt jedoch nur für die Ausbildung, für die Ausübung des Berufes gibt es sehr wohl Gesetze.
     Die Berufsbezeichnung "Heilpraktiker" gibt es innerhalb der Europäischen Union nur in Deutschland. Geregelt wird die Berufsausübung und die Erteilung der Erlaubnis hierzu im "Gesetz über die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung. Damit ist das Heilpraktikergesetz vom 17.2.1939 gemeint. (im RBGI 1,S.251 (geändert durch Art.53 EGStGB vom 2.3.1974, im BGB 1, S.469.))  Zusätzlich wird die Erlaubniserteilung durch die  "1. Durchführungsverordnung (DVO) zum Heilpraktikergesetz vom 18.2.1939", geändert am 18.4.1975, geregelt.

     Weil es keine zwingenden Ausbildungswege gibt und zur Zulassung nur die staatliche Überprüfung vorgeschrieben ist, sind viele Wege und Formen von Ausbildungen denkbar.  Das Spektrum reicht vom Fernstudium über Abendkurse, Heilpraktikerschulen, bis hin zu sog. Crashkursen. Im Einzelfall unterliegt der Ausbildungsweg den Satzungen der jeweiligen Verbände bzw. deren Schulen oder, z.B. bei rein privaten Instituten, oftmals betriebswirtschaftlichen Überlegungen.
     Die Frage, ob dies zum Wohl der zukünftigen Patienten und dem der zukünftigen Therapeuten ist, wird an dieser Stelle noch nicht gestellt. Aber, es gibt auch einige, wenn auch wenige, Schulen die es sich zur Aufgabe gemacht haben die Heilpraktikeranwärter umfassend auszubilden, was allerdings erheblich mehr Zeitaufwand erfordert. Tip: Vor einem Vertragsabschluß an einer Schule bei den Verbänden nach Erfahrungen mit dem Lehrinstitut fragen!

Ausbildungsbeispiel ohne "HP-Schule"

Damit ich nichts erfinden muß, noch einmal der Weg wie ich selbst die Ausbildung absolvierte, ich hatte es ja schon bei der Vorstellung angerissen:
         Ich erlernte den Beruf "Biologielaborantin" in einem Industrieunternehmen und arbeitete später ausschließlich in medizinischen Berufen, so auch in der Forschung (Stoffwechselerkrankungen bei Kindern).  Meine Ausbildung zum HP bestand aus viel Selbststudium und dabei war vor allem eine privat organisierte Lerngruppe wichtig. Diese Lerngruppe bestand aus 6-8 Teilnehmern. Wir trafen uns 2x in der Woche und jedes dieser Treffen dauerte 4 - 8 Stunden. Angeleitet wurde die Gruppe von einem Arzt, der uns auf die Überprüfung beim Amtsarzt vorbereitete. Insgesamt lief diese private Lerngruppe über einen Zeitraum von etwa 2 1/2 Jahren. Meinen Beruf  übte ich die ganze Zeit weiterhin aus denn von irgend etwas muß "der Kamin ja rauchen" und die Kosten für Ausbildung, Bücher usw. sind auch nicht "ganz ohne". Die Zeit der Ausbildung bis zur Überprüfung und Zulassung durch den Amtsarzt war also eine sehr arbeitsintensive Zeit, Freizeit wie sie Studenten oft haben, die dann abends die Kneipen bevölkern, hat man bei diesem Weg ganz sicher nicht und auch die Familie muss das alles mittragen.
         Nachdem ich die Überprüfung erfolgreich absolviert hatte, fing die Lernerei erst richtig an: Bei einem Homöopathen eignete ich mir Wissen über diese Methode an und belegte weiterhin auch einen Kurs in Fußreflexzonenmassage bei Frau Hanne Marquardt im Schwarzwald. Nach etwa einem weiteren Jahr bekam ich bei meinem Lehrer (HP) für Irisdiagnose eine Praktikumsstelle. Dort lernte ich neben weiteren Therapien (z.B. Neuraltherapie) vor allem den Umgang mit Patienten und den Praxisalltag mit Abrechnungen, Steuererklärungen usw. kennen. Später führten wir die Praxis als Gemeinschaftspraxis weiter.
An einer selbstverwalteten Heilpraktikerschule erteilte ich dann inzwischen meinerseits Unterricht, hauptsächlich zu Themen der Labordiagnostik.
      Zwei Jahre später verließen wir Berlin und ich eröffnete am neuen Wohnort eine eigene Praxis. Inzwischen hatte ich mich sehr für die Traditionelle Chinesische Medizin interessiert und bekam die Möglichkeit bei der "Arbeitsgemeinschaft für Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin" in München eine Grundausbildung zu absolvieren. Diese Ausbildung dauerte drei Jahre (mit Treffen an 8 Wochenenden pro Halbjahr). Zwischendurch wurden die Kenntnisse bei Prüfungen abgefragt und nach dem Abschluß der Grundausbildung mußte jeder Teilnehmer eine Diplomarbeit abliefern. Nach der Grundausbildung kann man sich auf bestimmte Gebiete der TCM konzentrieren und z.B. Kurse zur Kräutertherapie, zu Tuina (Massagetechnik), Akupunkturtechniken usw. belegen.
     Da ich zwischenzeitlich als Taiji - Dozentin an einigen Volkshochschulen tätig war, lag es nahe, eine Zusatzausbildung als Qi Gong - Lehrerin durch die VHS Friedrichshafen zu absolvieren. Auch heute noch gilt wie auch in Zukunft: Man lernt nie aus! Wichtig ist nur, daß man sich nicht blindlinks auf ein Angebot stürzt denn leider gibt es auch unter den Anbietern von Kursen und Forbildungen eine große Anzahl von Geldschneidern und Scharlatanen. Bevor man also Zeit und Geld investiert sollte man sich schon zuvor "schlau" machen. Eine fortwährende Weiterbildung ist für verantwortungsvolle Heilpraktiker ein "MUSS".

Ihre Monika Bojasch