Die BME - STORY aus meiner persönlichen Sicht |
Achtung! Auf der Museums-Seite gibt es noch einen Link zu Klangbeispielen mit einem BME-System
(einige Bilder lassen sich vergrößern) Wer oder was ist oder war BME? Nach einer etwas längeren Datensammlung und stöbern in Fotoalben möchte ich versuchen, so eine Art Biografie der Firma BME zu umreißen damit die Spekulationen nicht uferlos werden und kursierende Beschreibungen einmal etwas richtiger dargestellt werden. Von der Firma BME lasen wir Ende der 70ziger Jahre eine
Kleinanzeige in der ein Synthesizer-Modularsystem beworben wurde. Ob es
damals eine Anzeige im "Riebes Fachblatt" war, in einem Mitgliederheft
des IME Informationskreis Musikelektronik (der sich später AME "Arbeitskreis..."nannte,
bevor er sanft aber fest einschlief), ob es eine Anzeige in der "Elektor"
war oder in der ganz neuen und kleinen Frankfurter Synthesizerpostille
"Kaleidoskop", kann ich heute nicht mehr sagen. Mein Speicher
ist leider kein "nicht-flüchtiger" und in der Hoch-Zeit
waren uns Synthesizer das Wichtigste. Fotografieren, Unterlagen sammeln,
das überliessen wir anderen. Wir, die wir uns Cyborg Synthesis nannten
und schon ziemlich von Anfang an die Entwicklung der Synthesizer-Scene
in Deutschland mitbekommen, zum Teil auch etwas beeinflusst hatten, waren
damals noch ziemliche Anfänger. Es gab nirgendwo Möglichkeiten
sich über Synthesizer sachlich zu informieren denn kaum jemand kannte
diese Instrumente wirklich gut. Als die ersten größeren Serien
in den Läden auftauchten, waren die so teuer, wie sich das viele
heute nicht mehr vorstellen können. Ein Minimoog kostete damals zwar
keine 8000 Schweizer Franken mehr, wie noch ein, zwei Jahre zuvor aber
so um die 3600 DM musste man schon bezahlen. Bald schon kamen dann kleinere,
billigere Geräte auf den Markt die dann in erstaunlichen Stückzahlen
verkauft wurden. Ich denke da vor allem an die Geräte von KORG, den
MS-10, den MS-20, den MS-50 und den Sequencer SQ-10. |
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Im "Planet Spandau" |
Einer von uns Drei "Ur-Cyborgs" verdiente mit einem kleinen Taxiunternehmen gutes Geld und konnte sich einen Riesenkasten leisten, ein PPG Modularsystem. Das Riesendingens hatte mich vom ersten Moment an gereizt und an diesem System lernte ich alles kennen, was mit der Klangerzeugung mit Hilfe von einzelnen Modulen zu tun hatte. Wir gründeten auf Anregung eines unser Besucher im Studio dann kurz darauf eine Synthesizerschule und gaben unser Wissen in Kursform an Interessierte weiter. Eines war für mich ganz klar: Ich musste selbst ein Modularsystem haben! Mein relativ kleines Roland Studio System 100 war zwar schon richtig gut, viel besser als diese Billigheimer von Korg und die unerträglich üblen Kisten von Yamaha aber ich wollte "MEHR", Mindestens einen Quadratmeter Knöppe, vor allem aber mehr Freiheit bei der Verknüpfung von Baugruppen. |
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Eines
schönen Tages entdeckten wir, wie schon gesagt, eine Anzeige von BME.
Das Angebot stach ins Auge und als ich einige Zeit später den Katalog
in der Hand hielt, fand ich dort Beschreibungen von hochwertigen Synthesizerbaugruppen
zu "Spottpreisen". Wir telefonierten schließlich auch mit
dem Firmenchef, Hans Peter Baumann (daher BME = Baumann Musik Elektronik)
und fuhren einige Zeit später von Berlin nach Edenried bei Aichach.
(Großraum Augsburg) Als wir dort ankamen, die Fahrt ging am Schluß durch einen Wald und am 3. Baum mussten wir links abbiegen (so waren wir informiert worden), waren wir überrascht und etwas enttäuscht. Wir erwarteten sowas wie eine kleine Fabrik oder irgendsowas, standen dann aber vor einem Privathaus. Peter, so werde ich ihn hier weiter nennen, war die ganze Firma in einer Person: Entwicklungsingenieur, Fabrikant, Expedient und Werbemanager. Wir plauderten eine Weile und merkten schon bald: Da sitzt uns einer der so wichtigen "Verrückten" gegenüber, jemand, der Visionen und richtig Spaß an der Sache hat. Peters Baugruppen, man konnte die Module damals auch als Bausatz kaufen, fielen durch großartige Qualität und geniale Detail-Löungen auf. Wenn sich andere Hersteller die Zähne an Problemen ausbissen, Peter löste sie nicht nur, er erweiterte die Baugruppen um viele Funktionen und bot das Ganze dann auch noch erheblich billigeran: Das war eigentlich sein Markenzeichen und gerade das "Unmögliche" forderte seinen Erfindergeist heraus. In einem Text zur Firmengeschichte schreibt er selbst: |
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"Zur
Gründung von BME kam es durch ein echtes "Schlüsselerlebnis": |
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Wir fuhren wieder nach Berlin zurück, mit heißen Köpfen und voller Enthusiasmus. Norbert hatte seinen Minimoog, Klaus sein PPG-Zeug ich aber wollte auch ein "richtiges Modulsystem" haben und kritzelte die Folgezeit auf jedem erreichbaren Stück Papier Anordnungen von Modulen, rechnete Einzelpreise zusammen, kurz: Ich war vom Modular-Virus befallen. Schon bald bestellte ich mir einige Module des PM-10 Modularsstems und baute nach und nach ein erstes, kleineres System zusammen. Die langen Lieferzeiten von BME waren schon damals eine beachtliche Nervenprobe aber es ging einfach nicht schneller, ich musste das einsehen und verteidigte diese Einsicht auch gegenüber Spöttern auch wenn ich mich selbst oft darüber ärgerte.. Kaum war das erste System soweit fertig, daß es vorführbar war, war auch schon der erste Synthy-Kursteilnehmer da, der das Ding sah, hörte, begeistert war und es unbedingt haben wollte - möglichst sofort natürlich. Ich ließ mich damals auch nicht lange bitten und verkaufte ihm das System. Unser gemeinsames Hobby fraß alles Geld auf, welches wir mit Artikeln für Zeitschriften, Testberichten für eine regelmäßige Rundfunksendung und durch unsere Synthesizerkurse erarbeiten konnten. Also wurden wir BME-Händler. Im Verlauf der Zeit baute ich so einige Systeme auf und verkaufte sie dann stets mit etwas Gewinn weiter. Alleine das Geld war es jedoch nicht, ich war, und das habe ich nie bereut, von den BME-Geräten überzeugt gewesen und habe sie schon deshalb gerne empfohlen - jedoch ohne jemandem etwas aufzuschwatzen! | ||
Doch der Reihe nach! Hier ist zunächst
nur mal ein Bild des BME 700 zu sehen der von BME 1976
angeboten wurde. Soweit ich noch technische Details zusammentragen konnte,
habe ich diese auf meiner Website und auf meiner "Kurs-CD" unter
der Rubrik TESTS ausgestellt. Vollständig sind die Informationen nicht,
es gibt leider heute keine Unterlagen mehr nachdem Peter der Musikindustrie
den Rücken gekehrt hat, doch dazu später. Hans Peter Baumann schreibt selbst zu dem 700er und vor allem zu dem Festfilter, dessen Sinn damals viele nicht verstanden hatten: |
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"Einer der großen
Vorzüge der spannungsgesteuerten Synthesizer war ihre Systemlogik:
Natürlich ist es möglich (wie bei den ersten ARP- Koffersynthis)
alles mit allem verbinden zu können, doch für eine halbwegs bühnentaugliche
Anwendung engten sich die wirklich nützlichen Verbindungen etwas ein. Es braucht keine direkten Vorbilder, um nach Klärung der Fragen: "Was soll die Töne/Geräusche erzeugen?" - "Was soll sie modulieren?"- "Wie soll die Klangfarbe und Lautstärke veränderbar sein?" mehr oder minder sinnvolle Klangschienen zu konstruieren. Daraus ergeben sich z.B. Rausch-Beimischungen oder die Kombination von Tonhöhen- CV (vom Keyboard), ADSR- CV und Offsetspannungen für Modulationen fast von selbst. Das feste Resonanzfilter im BME 700 habe ich (nach meinen vorherigen Erfahrungen mit natürlichen Musikinstrumenten) logischerweise zur Erzeugung "fester" Formanten eingefügt. Es in digitaler Schaltweise auszuführen sollte dem Benutzer die Merk-Möglichkeit erleichtern und eine gute Reproduzierbarkeit sichern. (Mit den typischen VCFs konnte man eigentlich nur "mitlaufende" Formanten erzeugen, die einen charakteristischen Instrumentenklang nur unzureichend realisieren können.)" |
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Peter vor seinem PM 10 System (ca.1979) Katalog als PDF (>150MB) |
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Dem BME 700 folgte dann 1978/79 das Präzisions-Modularsystem
PM 10. Wir hielten weiter engen Kontakt zu Peter und fachsimpelten
oft stunden- und tagelang am Telefon (seltener wegen der großen
Entfernung "Auge in Auge"), Ich kann mich noch gut an eine Gartenfete
bei uns in Berlin erinnern, wo er und Manfred Fricke (MFB) sich wirklich
stundenlang die Köpfe über die Erzeugung von Rauschen, statistische
Faktoren bei digital erzeugtem Rauschen usw. heiß diskutierten während
sich die anderen eher um ihre Würste sorgten. |
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Dann überraschte und Peter uns ein anderes Mal mit einer Spielhilfe, eine weitere Idee, die "zwischendurch" entwickelt wurde. Es war ein flaches Brettchen mit einer Metallplatte und mit dem Abstand der Hand zu der Metallfläche konten verschiedene Steuerspannungen verändern - einen berührungslosen 3D-Controller nannte Peter das Dingens. Bestimmt hat Peter zu Hause auch noch den Staubsauger optimiert und 3D-Fernsehen erfunden, wundern würd's mich nicht. |
1979: BME POLYBOARD >>>>>>> Untätige Zeit, sowas gab es bei BME nicht. Bei Peter musste der Kopf von morgens bis abends rauchen und so entwickelte er "mal eben zwischendurch" ein Polyphones Keyboard, baute mal hier und da Geräte nach Sonderwünschen und und...... (klicken zum Vergrößern) |
Werbeanzeige aus "Musik Elektronik" der Zeitschrift
des IME |
Werbeanzeige aus "Musik Elektronik" der Zeitschrift
des IME Beworben wird eine neuartige Spielhilfe für Synthesizer
die |
1980 dann entstand der "Keyboard-Tuned
Analog Sequencer" Er unterschied sich von analogen Sequencer anderer Anbieter vor allem durch seine extrem hohe Clock-Geschwindigkeit und das "Tuning-System". Man konnte die einzelnen Schritte tonal korrekt stimmen indem man auf der Tastatur des Synthesizers den "Zielton" drückte. Mit Hilfe von Leuchtdioden konnte die Stimmung des Sequenzers sehr genau vorgenommen werden. Ich fand das besonders gut weil wir, wenn wir zusammen Musik machten, fast immer improvisierten. Dabei war es dann wichtig, Einstellungen ständig ändern zu können ohne daß man etwas davon hört. Bei den Klang-Patches hilft da natürlich jede Menge Erfahrung aber bei der Einstellung von Sequenzern musste man zuvor die Töne einzeln abhören können. Nicht so bei dem BME-Sequenzer. Die andere Besonderheit, ich erwähnte es schon, war die hohe Schrittfrequenz. Bis zu 16.000 Schritte pro Sekunde konnte der Sequenzer abarbeiten. Er ließ sich dadurch auch als Tongenerator einsetzen bei dem man die Wellenform, also den Klang, mit Hilfe der Regler frei einstellen konnte. Peter hatte natürlich daran gedacht und einen präzisen Exponentialkonverter in den Sequenzer eingebaut, man konnte ihn daher als vollwertigen "Spezial-VCO" einsetzen. Solche Besonderheiten hatten viele der BME-Geräte: Pfiffige Extras, Spitzenqualität in Elektronik und auch was die mechanische Seite anging, alles zusammen für schier unglaubliche Preise. |
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Zum
Thema Preise: Ich habe noch einige gefunden, sie sind bei den jeweiligen
Beschreibungen zu den Baureihen PM10 und AXIOM zu finden. |
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1981 /82 präsentierte BME dann
das völlig neu konstruierte AXIOM Modularsystem. Die Baugruppen waren komplett neu aufgebaut und arbeiteten mit modernsten Technologien ohne dabei auf hochintegrierte Schaltungen zurückzugreifen wie sie Curtis und SSI anboten. Für hochwertige Modularsysteme erwiesen sich diese nicht für ausreichend gut. Das Axiom gab es wieder in der Form einzelnen Module aber auch als Komplettystem in edlem Holzgehäuse. Bausätze gab es keine mehr, zuviel Bastler haben durch Pfusch Fehler eingebaut und diese dann der Firma BME angelastet, Pfusch wollte Peter sich natürlich nicht nachsagen lassen! Beim Fertigmodulsystem wie es auf dem Bild zu sehen ist, schlug wieder einmal der Ästhet, er mochte seine Geräte einfach nicht in einer Form anbieten die nach "selbstgebastelt" aussah, wie das heute noch häufig zu sehen ist. |
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Komplettsystem: AXIOM (wie
abgebildet) 2 VCO, 2LOW-VCO, 2 ADSR, 1 Noise-Random, 1 Audio-Interface, 1 Highpass-VCF, 1 Lowpass-VCF (beide 24db/Okt), 1 Ringmodulator "No Noise", 1 Dual-VCA, 1 Audio-Mixer, 1 Sample and Hold, 1 Parametric Resonators,1 Netzteil, Steckfelder, Attenuator-Mixer, 4-Oktaven-Digital Keyboard. Edelholz-Gehäuse, komplett vorverdrahtet, 1 Satz Patchcords, 1 Handbuch..... Komplettpreis: 2565.- Euro |
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BME - DRUM - SYNTHESIS |
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Die elektronische Musik änderte sich,
immer wichtiger wurden Rhythmusmaschinen und Drumcomputer. Die Firma Simmons
z.B. bot ein manuell bespielbares elektronisches Schlagzeug an, Grund
genug für unseren Peter, sich auch seine eigenen Gedanken dazu zu
machen. Die Fachpresse überschlug sich, Bestellungen kamen zu Hauf und es sollte sich schnell zeigen, wo es bei BME klemmte: Die Nachfrage war plötzlich enorm gestiegen, nur kam Peter mit der Fertigung, die nach wie vor sehr aufwändig war, nicht nach. Er konnte so nur einen kleinen Teil der Kunden beliefern, eine Tatsache, die den guten Ruf von BME doch arg belastete |
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PERCUTER |
BIG BRAIN |
BOOMER |
Noch während der Messe fachsimpelten wir
abends beim "Griechen" oder im "Kochlöffel" über
Peters neueste Idee. Er wollte ein Drumcomputer-System entwickeln, bei dem
die Sounds von digital auf "E-Proms" gespeicherten Sound-Samples
kommen sollten. Die Benutzer sollten dann, ja nach Ausbaustufe des "modularen"
Systems in der Lage sein, nicht nur fertig bespielte Sound-Chips bei ihm
zu erwerben sondern auch selbst die Sounds aufnehmen, bearbeiten und dann
verwenden zu können. So entstand dann 1984 das Digitale Drum-System
"Percuter". Um genau zu sein war der Percuter das Herzstück,
die Klangerzeugung, dann gab es da noch den "Boomer", ein Zusatzgerät
mit dessen Hilfe man beliebige Sounds aufnehmen, bearbeiten und auf die
Eproms (Speicherchips) brennen konnte. (Eproms lassen sich wieder löschen
und erneut "brennen", das nur am Rande) Um nicht wieder in die gleiche Falle zu laufen und entwickelte Geräte wegen fehlender Produktionskapazitäten dann nicht verkaufen zu können, suchte Peter einen Hersteller und fand diesen dann auch in der Firma Dynacord. Hans Peter Baumann schreibt dazu: "Meine letzte Entwicklung, den Digitalen Drum Computer "PERCUTER" habe ich an ein namhaftes Unternehmen der Branche verkauft. Die Leute waren sehr seriös und aufgeschlossen, wir haben gut kooperiert und der PERCUTER war ein voller Erfolg." Das war sehr diplomatisch ausgedückt. wir hatten es damals anders erlebt und uns so unsere eigenen Gedanken gemacht. Die Firma D. ein "Deutsches Traditionsunternehmen", hat nun mal eigene Leute und die müssen beschäftigt werden, unabhängig davon ob es Sinn macht oder nicht. Peter lieferte D ein komplett entwickeltes und tadellos funktionierendes System ab, welches nur noch an das "Corporate Design" und in Details an eine Großserie angepasst werden musste. Ich meine damit ein etwas anderes Gehäuse usw. Was ich damals aus Erzählungen so hörte... noch heute sträuben sich bei mir die Haare wenn ich daran denke! Allein um ein Steckernetzteil zu entwicklen brauchten Dynacords Ingenieure mehrere Wochen, dann wurden Peters einwandfreie Leiterplatte verworfen. Dynacord hatte wohl gerade in ein neues Computer-Layout-System investiert und das sollte die Platine noch mal neu "erfinden". Es kam schließlich, wie es kommen musste: Die neu entwickelte Leiterplatte war voller Fehler, wichtige Chips, damals noch in nächtelanger Arbeit handprogrammierte Einzelstücke, gingen in Rauch auf. Die Katastrophen namen kein Ende und Peter, der zwischenzeitlich mit der ganzen Famile nach Luxemburg ausgewandert war, wohnte fast durchgehend in Straubing um immer wieder die Feuerwehr zu spielen. So wie wir das mitbekamen, litt damals auch die Familie darunter und letztlich wurde die Ehe geschieden, sicher war auch da der Streß mit Dynacord nicht ganz unschuldig. Auf der nächsten Musikmesse in Frankfurt konnten wir dann erleben wie absolut unprofessionell sich Dynacord (oops) verhielt, ich empfand das jedenfalls so. Der ganze Auftritt bestand fast nur aus Patzern und Pannen, es war nur noch peinlich denn die Firma ließ wirklich nichts aus! Am schlimmsten war, so fand ich, daß es die Geräte noch immer nicht zu kaufen gab. Man führte Vorserienmodelle und "Dummies" vor und setzte dadurch natürlich alle anderen Firmen die sich mit Drumcomputern befassten auf die Spur der neuen Ideen. Eigentlich hätte Dynacord auch gleich Baupläne verteilen können, das wäre dann wenigstens konsequent gewesen. Naja. Die Vorführung des Systems durch eine kleine Band zeigte einen sehr guten und ebenso lauten Gitarristen, das Drumcomputersystem hat man nur manchmal durchgehört, der Drummer war auch nur sehr mittelmäßig. Dann bot Dynacord kleine Zusatzgeräte für Schlagzeuger an, die jeweils nur 1 oder 2 Sounds ablieferten. (die gab es dann aber tatsächlich schon zu kaufen!) An "Ausprobiertischen" hingen dann 4 oder 5 dieser Geräte an jeweils einem popeligen Stereo-Verstärker an dem wiederum 5 Kopfhörerpaare paralell angeschlossen waren. Schon innerhalb der ersten Stunde waren die meisten Kopfhörer "zerschossen" aber selbst wenn man einen bekam, in dem es nicht nur krachte, hörte man stets 4 oder 5 Leute die gleichzeitig auf die Geräte eindroschen! Wie kann man sich nur so einen Schrott ausdenken!? Trotz(!) Dynacord hat sich aber das Percuter-System aber verkauft. Ein echter Renner wurde es aber nicht weil im Folgejahr natürlich fast jede Firma, zu deren Programm auch Drumcomputer gehören, sowas in der Art anboten. |
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Hans Peter Baumann war extrem genervt und frustriert von der ganzen Szene. Er selbst schreibt heute zur Firmenschließung im Jahr 1985 folgendes: Für das Ende der Tätigkeit gibt es einige Gründe: 1. Nachdem über Jahre hinweg kleinere
Unternehmen den Markt der Synthesizer geprägt (und gemacht) hatten,
traten ab Anfang der Achtziger immer stärker große Konzerne
wie Yamaha, Korg und Roland in den Markt ein. Der Markt explodierte regelrecht
in allen Richtungen, die noch offen waren. (und: diese Geräte waren
immer öfter voll digital, also 100% reproduzierbar.) Es war abzusehen,
dass dieser Wandel den bisherigen Anbietern die Luft abschnüren würde. 3. Und ein rein digitaler Synthesizer? Dafür schien mir letzten Endes ein schneller Computer mit passender Software geeigneter, wie sich auch weitgehend bestätigt hat. (War aber um 1983 noch viel zu teuer und zu langsam.) 4. Gleichzeitig betrat mit dem Erscheinen
der ersten "PCs" der Computer die Bühne. Das hieß,
Software- Lösungen für jedermann schienen von nun an einen erheblichen
Teil der Musikproduktion zu bestimmen (andeutungsweise, aber viel zu teuer
schon im "CMI Fairlight"). 5. Für mein Empfinden wurde das Gros der Musiker (beileibe nicht alle!) nach der Synthi- Euphorie sehr bequem und ziemlich unkreativ, etwa so, wie nach der "neuen deutschen Welle" der noch einigermaßen pfiffige deutsche Musikmarkt fast abschnappte. Man hechelte eher dem "Super-Effekt der Gruppe Tralala" hinterher, die gerade einen Hit gelandet hatte, als selbst Ideen zu entwickeln. Ich fand Fragen wie "Kann der auch klingen wie der Sound von Tralala auf dem Album 'Shit'?" nicht motivierend für neue Entwicklungen. 6. Nach Jahren der Innovation und der kreativen Alternativen im Bereich der elektronischen Musikinstrumente war die Entwicklung Mitte der Achtziger auf einem gewissen Plateau angelangt, von dem aus nichts wirklich Neues mehr möglich ist. Als Yamaha dann das FM-Syntheseverfahren einführte und Sound Sampling Standard wurde war auch physikalisch eine auf lange Sicht letzte Grenze erreicht. Von nun an konnte man höchstens in immer neuen Varianten den immer gleichen alten Kram anbieten. |
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Ein guter Zeitpunkt, um (1985/86) wieder etwas Neues zu machen, oder nicht? Nein, ich bin seitdem nicht mehr im Musikelektronik - Bereich tätig. Natürlich habe ich mir immer wieder mal Gedanken gemacht, was man mit den jetzigen Hardware- Möglichkeiten an Neuem machen könnte. Das hat immer noch seinen Reiz! Aber auch in der Musikszene hat sich wohl der Trend zum "ready-to-use" parallel zu MacDonald etabliert und es ist eine freundliche Verirrung, anzunehmen, man könne die Zeit zurückdrehen. Ich bekomme zwar immer wieder einmal Anfragen, ob nicht das Modular- System doch wieder... (keine Ahnung, woher die Leute meine Telefonnummer haben), aber ich möchte nicht wirklich wissen, wie die Realität sich entwickeln würde. Also: keine Re-releases in Planung. |
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Das war dann 1985 also das Ende der Firma
BME und das kam auch für uns sehr überraschend. Peter war plötzlich
wie vom Erdboden verschluckt und ich hatte gerade kurz zuvor wieder eines
seiner Modularsysteme verkauft und stand nun vor einem zwar wunderbar
großen, aber völlig leerem Gehäuse. Das war ein harter
Schlag für mich weil meine Art und Weise mit Synthesizern zu arbeiten.
mindestens ein analoges Modularsystem benötigt, ein Gerät also
bei dem man während des Spielens die Klänge total verändern
kann ohne daß es dabei zu Unterbrechungen und Störungen kommt.
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So, das war die BME-Story aus einer persönlichen Sicht. Ich hoffe, es können dadurch einige wilde Geschichten und falsche Darstellungen die im WWW kursieren, etwas geradegerückt werden. Bei Insidern hat BME noch heute einen Namen, das zeigte schon die Resonanz auf eine Auktion die im Oktober 2004 bei Ebay lief: da bot jemand "scheinheilig" ein BME AXIOM an obwohl er genau wissen musste, daß es das ältere PM10 ist. Auch von dem, ihm bekannten Defekt war kein Wort zu lesen, nur der halbherzige Hinweis "für Bastler". Das nicht einmal besonders gut ausgestattete System wurde schließlich trotz Defektes und trotz fehlender Tastatur für knapp 1800 Euro verkauft nachdem sich sogar Synthesizerfans aus Finnland, Italien und Japan beteiligt hatten. |