RS-Integrator
(Analogue Systems)




Kurzbericht von der Musikmesse Frankfurt (5.3.1999)

     Dieses Jahr hatte ich mir fest vorgenommen, wieder ein "richtiges" Modularsystem zu erwerben. Die Art und Weise, wie ich bisher mit solchen Geräten Musik machte, lassen kaum eine andere Wahl zu und auch die sehr guten virtuellen Systeme eignen sich für mich nicht so sehr. Nach den schlechten Erfahrungen mit dem Doepfer A-100 war ich nun auf das Äußerste gespannt als ich von dem RS-Integrator - System hörte. Die bekannte Firma EMS sollte irgendwie  hinter der Entwicklung stecken und das ließ mich hoffen. Ich besorgte mir also nach Jahren der Abstinenz Messekarten und eines der überteuerten Hotelzimmer (Besenkammer mit Dusche ab 180.-DM) und fuhr los..
    Mein erster Weg führte mich direkt in die Halle 9.0 zum Stand B 23. Dort, auf dem Stand von M.A.M. (Music and More), stand direkt am Gang das größere, neue RS8000 - System im Nußbaumgehäuse.  Die vorangegangene Frankfurter Nacht schien den Leuten von MAM noch mächtig in den Knochen zu stecken, sie waren jedenfalls heftig mit Kaffeetrinken beschäftigt und erst nach längerer Zeit nahm sich mal jemand Zeit für mich. Ich wollte eigentlich am liebsten gleich einiges ausprobieren, was sich aber als recht verwegenes Unterfangen herausstellte. Der Berater am Stand konnte mir weder einen Kopfhörer noch sonst eine Möglichkeit zum anhören bieten. Mit dem Hinweis "..ich weiß nicht---wir haben ja da unten (auf dem Boden) einen Aktivmonitor --- der Konstrukteur sei noch nicht da--" ließ er mich jedenfalls stehen nachdem er keine meiner direkten Fragen mit mehr als einem hilflosen Grinsen beantworten konnte. Offensichtlich hatte man hier einen "Obstverkäufer" hingestellt. Ich war also auf mich allein gestellt, der ratlose Berater hat sich wieder zu seinen Kumpels un den Kaffeetassen verkrochen.
       Nach einiger Zeit entdeckte ich endlich eine Leitung, die offensichtlich zum Verstärker führte. Wenigstens konnte ich jetzt mit meinem Kurzcheck beginnen. Unverständlicherweise wurde das Modularsystem ausschließlich als Klangerzeuger für einen hektisch ratternden Drum-Sequenzer präsentiert. An eine Tastatur hatte man nicht gedacht - langsam beschlich mich eine schlimme Vorahnung!

Gesamteindruck:
     Der Rahmen aus Holz macht nicht viel her, die Verarbeitung ist schlecht! Die Frontplatten der Module sind genauso zu klein und zu fummelig wie bei dem Doepfer-System. An dieser Stelle der Hinweis, warum das Ganze INTEGRATOR heißt. Es soll darauf hindeuten  - und das tut man auch an vorderster Stelle auf den schlecht fotokopierten Handzetteln, daß man die Module mit den Doepfer-Modulen kombinieren kann. Der Grund ist genauso simpel wie billig: Weil die Frontplatten die gleiche Größe haben. (Aussage des Beraters, das wußte er wenigstens!!) Aha!
       Als Buchsen fanden auch hier 3.5 mm Klinkenbuchsen Verwendung,  Schalter und Reglerknöpfe sind die übliche Massenware, scheinen aber ausreichend stabil zu sein. Ich habe anderswo schon Regler gesehen, die ganz erbärmlich wackelten. Diese hier machen zumindest mechanisch einen brauchbaren Eindruck. Ich reite gerne auf solchen, scheinbaren Kleinigkeiten herum weil diese Bedienelemente ja sehr intensiv genutzt werden sollen! Die Frontplatten sind einfach nur alufarben und sehen genau wie die Doepfer'schen billig und selbstgemacht aus. Die Beschriftung ist gut leserlich, einige auf der Rückseite des Systems angebrachte Buchsen haben keine Beschriftung,. Ratespiel?? Die Firma versucht die Garantiebestimmungen in Europa zu unterlaufen indem sie eine Garantie ausschließt wenn man kein Gehäuse zu den Modulen kauft. (Vorsicht, das ist riecht nach NEPP!)
    Beachtenswert sind allerdings auch die Preise, die sehr stark differieren. Über das Internet holte ich mir die Preisliste und da verlangt man z.B. für das "System 1"  949.00 englische Pfund (http://www.users.globalnet.co.uk/~concuss). Umgerechnet sind das zur Zeit etwa 2695.-DM inclusive der VAT-Tax. Diese muß man als Deutscher nicht bezahlen, dafür aber wieder hierzulande 16% MwSt. abführen. Grob gesagt: Man kann die Preise "mal eben so" vergleichen. Hier bei dem exclusiv-Händler "Touched by Sound" in Nürnberg  verlangt man für das gleiche Teil (System 1) satte 3490.00 DM !!

Kurztest:
     Tja, vieles kann man ohne Keyboard leider nicht oder nur sehr umständlich testen. Ich beschränkte mich deshalb auf die Schwachstellen, die mir beim Doepfer A-100 auffielen und hoffte, daß die Firma EMS hier mehr Qualität bieten würde. Zu früh gefreut, wie sich sehr bald herausstellte.

VCO:
     Es gibt nur einen einzigen Knopf zum Stimmen, daneben noch einen Umschalter der den Bereich zwischen  "LOW, -2 Oktaven und WIDE" wählbar macht. In der Praxis heißt das, daß man ein System mit mehreren VCO's nicht vernünftig stimmen kann. Ohne Finetune bedeutet jede noch so kleine Berührung mit dem Reglerknopf, daß man nochmal nachtrimmen muß. Unhaltbar! Die Wellenformen, die angeboten werden sind die üblichen, auch auf Pulsweitenmodulation wurde nicht verzichtet. Die vorhandene Synchronisation habe ich nicht getestet und ging zum nächsten Modul, dem

VCF:
Der Tiefpaß-VCF ist zur Eigenresonanz in der Lage. Wie üblich schlecht bei der Verwendung der hochintegrierten Curtis-Chips ist das Filterverhalten: Bei fest eingestellter Grenzfrequenz des Filters beginnt ja irgendwann das Resonanzpfeifen wenn man den Resonanzregler weiter aufdreht - so geschieht es dann auch. Was nun ganz und garnicht geschehen sollte, bei diesem Filter sinkt die Frequenz plötzlich ab wenn man die Resonanz über ca. 80 % aufdreht..
Auch wie bei einem anderen System, daß ich eigentlich nicht schon wieder namentlich erwähnen will, wird auch hier der Filter (mit oder ohne Resonanz) durch die Amplitude oder die Frequenz des Eingangssignales beeinflußt. Für kleine Effektsounds mag das reichen, für anspruchsvollere Klänge ist das absolut inakzeptabel da das alles sehr instabil wird..
        Wie auch die VCO`s verfügen die Filter über einen 1V/Oct. Eingang. Man kann z.B., wie viele wissen werden, mit einem Filter der in Resonanz ist, einen Sinuston erzeugen. Um diese Resonanzfrequenz dann auch sinnvoll zu nutzen, muß der Filter exakt(!!) so arbeiten wie ein Tongenerator. Beim RS-System tut er das leider nicht. In Ermangelung eines Keyboards benutzte ich die Steuerspannung eines Hüllkurvengenerators um damit gleichzeitig einen VCO und den Filter zu steuern.  Ergebnis: Schon nach etwa 1 1/2 Oktaven laufen die Töne deutlich hörbar auseinander, eine musikalische Verwertung der Funktion ist also nicht möglich.

Multimode - VCF:
...eigentlich "das gleiche in Grün" .  Bandpass und Bandsperre haben nur feste, unveränderliche Bandbreiten. Einen separaten Hochpaß-VCF habe ich nicht gefunden.. (ärmlich)

Lust verloren!
    Angesichts derart drastischer Mängel habe ich dann die Lust verloren weitere Tests durchzuführen, das darf  jeder gerne selbst machen, auf meiner Page hier gibt es ja auch zu solchen Kurztests Hinweise. Ob wie beim .....System auch hier die Steuerspannug auf die Ausgänge durchschlägt, was zumindest ein Zeichen für schludrigen Abgleich wäre, kann ich nicht sagen,  die in unmittelbarer Nähe hängenden Kopfhörer von kleinen Drummachines  machten ein erbärmliches Gezwitscher und Geknatter (Laut muß es sein!).

Fazit:
     Das System eignet sich meiner Ansicht nach nicht für Musik im herkömmlichen Sinne, dazu sind schon die Punkte "Stimmbarkeit" und "Stabilität" verantwortlich. Ich könnte mir bestenfalls einen Einsatz als Effektstimme, von einem Drumcomputer getriggert vorstellen. Scheinbar ist das sogar die Grundidee des Herstellers. Von der Hand einer erfahrenen Firma wie EMS habe ich jedenfalls nichts bemerkt, die würden sich mit so einen Murks wohl auch kaum brüsten wollen.  Nachdem es Gerüchte gibt, daß diese berühmt-berüchtigten Curtis-Chips seit längerem nicht mehr produziert und nur noch Restbestände verkauft werden, habe ich einen Grund mehr, Zweifel an dem Konzept  "je billiger die Bauteile, desto höher der Gewinn" anzumelden.