auch der folgende Bericht wurde von uns für die SFB-Sendung "Steckdose: Computermusik - Musikcomputer" geschrieben. Redakteur und Hauptmacher der Sendung war Wolfgang Layer.
Der Kiwi ist in seiner Grundversion, die man nach
anfänglichen Lieferschwierigkeiten in den Fachgeschäften sehen, ausprobieren
und erstehen kann, ein sechstimmiger polyphoner Synthesizer mit einer vorzüglich
spielbaren Anschlagdynamik. Durch ein, zur Zeit noch nicht erhältliches
Expandermodul soll er auf 12 Stimmen ausgebaut werden können. Das Midi
-Interface werden wir in unser heutigen Besprechung aussparen, es gibt da noch
einige Software-Probleme, die sich mit Sicherheit noch lösen lassen werden
und die mit dem Kiwi als Instrument nichts zu tun haben.
Schaltet man den Kiwi ein, kann man sofort
beginnen, ein Programm auszuwählen und drauflos spielen. Die Stimmstabilität
ist aufgrund der Verwendung von digital gesteuerten Tongeneratoren, den DCO's
ausgezeichnet. Von diesen DCO's hat der Kiwi 2 Stück pro Stimme.
Die Wellenformen der Generatoren lassen sich nicht nur umschalten sondern auch
mischen. Die Lautstärke der DCO's ist nicht regelbar, DCO-2 kann jedoch
gegenüber DCO-1 per Tastendruck um die Hälfte der Lautstärke
verringert werden. Over-Cross Modulations und Synchronisationseffekte sind wegen
der direkten digitalen Steuerung der Generatoren ebenfalls nicht machbar. Damit
der Sound nicht zu klinisch wird, kann man aber die DCO's gegeneinander verstimmen.
Der Bereich der Pulsweitenregelung ist sehr groß, so daß in den
extremen Einstellungen die Tonerzeugung abbricht (0-100%) was auf einen optimalen
Bereich schließen läßt.
Der VCF, von dem natürlich jede Stimme einen besitzt,
ist ein 24dB Tiefpass-Filter mit ausreichender Güte um bei maximaler Resonanzeinstellung
ein selbstschwingen auch ohne Eingangssignal zuzulassen. Die Grenzfrequenz kann
durch den Hüllkurvengenerator und durch das Keyboard gesteuert werden.
Schlecht fanden wir, daß man den Filter bei maximaler Resonanz mit der
Tastatur tonal nicht richtig spielen kann, eigentlich ein "muß" für
jeden Synthy.
Der Abgleich des Exponentialkonverters am Filter muß unbedingt verbessert
werden. Um gleich beim Kritisieren zu bleiben, soll hier erwähnt werden,
daß der Kiwi nur einen ADSR pro Stimme aufweist. Das schränkt
die Klangvielfalt natürlich enorm ein weil einige Filtereffekte nicht mehr
hörbar sind, wenn im gleichen Maß die Lautstärke sinkt.
Als Modulationsquellen stehen dem Soundtüftler
2 LFO's zur Verfügung. In Prospekten und auch auf dem Gerät findet
man zwar die LFO's 1 - 3, da sich zwei aber nur gemeinsam in Frequenz und Amplitude
regeln lassen, dürfte das nur Etikettenschwindel sein. Die allseits so
beliebten Handräder wurden nicht vergessen, wohl aber anderes wie Portamento
oder eine, wie auch immer geartete Keyboard-Logik. Die eigentliche Neuheit
bei einem Synthesizer dieser Preisklasse (ca. 3390.-DM) ist die wirklich gut
gelungene Anschlagdynamik, die sowohl den Filter wie aich den VCA steuern kann.
eine gute Idee ist die dynamische Steuerung der ADSR-Attack-Zeit, das ist natürlich
erst einmal recht gewöhnungsbedürftig.
Zur Programmierung des Kiwi ist eigentlich nicht
viel zu sagen, sie funktioniert wie bei anderen Geräten. Der Kiwi hat 95
Klangspeicher, die allemal ausreichen dürften wenn man die klanglichen
einschränkungen durch den fehlenden 2. ADSR bedenkt. Pfiffig ist hingegen
die Programmumschaltung während des Spiels gelöst: Erst wenn die Taste
ENTER gedrückt wird, kommt der neue, zuvor aus dem Speicher gewählte
Sound zum Einsatz.