Die Überschrift der Auswahlseite deutet es ja schon an: Hier geht es um Geräte, die zwar noch hier und da auftauchen, die aber nicht mehr hergestellt werden. Eines dieser Instrumente, die uns damals begeisterten war der ELKA - SYNTHEX. Viele US-Musiker setzen ihn heute noch ein und eigenartigerweise war dieses italienische Produkt in den Staaten weiter verbreitet als bei uns. Hier also der angestaubte Testbericht aus der Schublade von CYBORG SYNTHESIS, also bei der Lektüre die Zeit nicht vergessen, es war vor hundert Jahren ! Und wieder einmal mehr seufzt der Eine oder Andere: Früher war eben doch vieles besser...
Als Gegenpol zu der
Unzahl digitalisierter Kleinsynthesizer mit den, ach so wichtigen DCO´s,
den Displays und sonstigem Schnick-Schnack möchten wir an dieser Stelle
einen gut und solide gemachten polyphonen Synthesizer vorstellen:
Getestet haben wir den
Synthex, einen Synthesizer der oberen Leistungsklasse, der sich in puncto Ausstattung
und Klangvolumen durchaus mit den großen Geräten von Oberheim und
Moog messen kann. Als wir vor einigen Jahren den Synthex das erste mal am Elka-Stand
auf der Frankfurter Musikmesse sahen hatten wir einige Vorurteile, die nach
näherem Hinsehen aber schnell verworfen wurden. Erschreckte mich früher
das Innenleben einer Orgel der gleichen Firma durch einen undurchdringlichen
Wust von bunten, losen Drähten und Kabeln, so blickt man, öffnet man
den Synthex, in ein äußerst übersichtlich und solide konstruiertes
Gerät. Die Verwendung aufwendiger Steckverbindungen erleichtern der Service
enorm,wenn er denn einmal notwendig werden sollte oder lassen spätere Updates
oder Umbauten zu. Ohne eine einzige Lötstelle auftrennen zu müssen,
lassen sich in Minutenschnelle Platinen tauschen (wichtig auf Tourneen)
Der zweite Blick ins Innenleben
enttäuscht sicher alle diejenigen, die sich Klangerzeugung nur noch digital,
zumindest durch hochintegrierte Chips vorstellen können. Auf jeder der
4 Synthesizerplatinen befinden sich Standardbauteile breit gemacht, es gibt
keine Curtis-Chips sondern "nur" Transistoren, einige normale Operationsverstärker
und anderes Kleinzeug. Die gut zugänglichen Trimmer am Rand der Platinen
weisen nocheinmal darauf hin: Es ist ein analoges Gerät, welches eben nicht
den leider weit verbreiteten Hochglanz-Technosound haben wird.. Ein großzügig
dimensioniertes Netzteil mit einem sehr leise laufenden Lüfter sorg dafür,
das der Synthex genug "Saft" bekommt ohne, daß er nach einigen Stunden
heiß wie ein Waffeleisen wird (gibt's ja genug Negativbeispiele). Doch
genug zum Innenleben, wichtiger ist, was rauskommt aus der Maschine und das
- das kann sich hören lassen !
Der Synthex
erzeugt seine 8 Stimmen aus 16 VCO, 16 ADSR, 8 VCA, 8 Mulifunktionsfilter und
einigem drumherum. Die Tastatur hat 5 Oktaven (von C bis C) und ist sehr gut
spielbar und hebt sich dadurch von den Klappertasten vieler japanischer Produkte
angenehm ab. Die Frontplatte besticht durch den übersichtlichen und logisch
klar gestalteten Aufbau. Regler, Taster, schalter und Knöpfe machen einen
sehr soliden Eindruck und fassen sich auch gut an.
Der Synthex kann in drei
verschiedenen Tastatur-Modi betrieben werden: Neben dem normalen 8-stimmigen
Modus kann die Tastatur an beliebiger Stelle gesplittet und mit verschiedenen
Klängen belegt werden. Im Double-Modus werden 2 verschiedene Klänge
übereinander gelegt, was dann natürlich besonders gewaltig klingt.
Die verschiedenen Klänge im Split- oder Doublemodus können mittels
eines Balance-Reglers gemischt werden. Beim Spiel ist es so auch möglich,
von einem auf einen anderen Klang umzublenden. Elka hat dem Synthex 40 frei
programmierbare und 40 Preset-Speicher spendiert. Mit den 40 Preset's die man
als klanglichen Grundstock ansehen kann, hat man sich viel Mühe gegeben,
sie sind gut zu gebrauchen und überhaupt nicht "Massenware" Diese Presets
können verändert werden um dann auf einen der frei verfügbaren
Speicherplätze abgelegt zu werden. Mit Hilfe des Cassetten-Interfaces,
welches ausgezeichnet funktioniert, kann man sich schnell eine umfangreiche
Soundsammlung aufbauen. Auch hierbei wären einige schöne Details zu
nennen, das würde aber zu weit führen.
Nun aber
zum eigentlichen Kernstück, dem Synthesizer: Die beiden VCO lassen sich
über einen Bereich von 5 Oktaven schalten und zusätzlich mit einem
quantisierten Regler (Halbtöne) im Bereich 1 weiteren Oktave transponieren.
Darüber hinaus läßt sich VCO2 um 2 Halbtöne gegenüber
dem VCO 1 verstimmen (Detune). Beide Oszillatoren sind sofort nach dem Einschalten
des Gerätes stimmstabil. Selbstverständlich können sie synchronisiert
und durch verschiedene Steuerspannungen moduliert werden. Gut: die VCOs lassen
sich unabhängig voneinander modulieren! Als Wellenformen liefern die Synthex-VCO's
die gewohnten Dreieck-, Sägezahn-, und Rechteckschwingungen. Letztere mit
manuell oder modulierbarer Pulsbreite mit großzügigen 0-100% . Als
zusätzliche Klangregistrierungen stehen die Funktionen OSC.PWM und RINGMOD
zur Verfügung. Bei OSC.PWM wird die Pulsweite des Oscillatorsignals durch
die Ausgangswellenform des jeweils anderen Oscillators moduliert. Dadurch kommen
sehr komplexe Wellenformen zustande. RINGMOD steht für die Ringmodulation
(VCO1 moduliert VCO2 das Resultat dann wiederum VCO1...) Leider läst sich
die Modulationstiefe nicht ganz stufenlos regeln aber mit etwas Fingerspitzengefühl
sind herrliche Sounds zu produzieren. Besonders herauszuheben ist, daß
man die Funktion RINGMOD zusätzlich zur normalen Wellenform benutzen kann,
das Lautstärkenverhältnis beider VCO kann beliebig eingestellt werden.
Als dritte Signalquelle stellt der Synthex noch das rosa oder weiße Rauschen
zur Verfügung, natürlich ebenfalls stufenlos mischbar. Insgesamt gesehen
lassen sich mit den üppigen Funktionen der Klangerzeugungseinheit schon
beachtliche Ergebnisse erzielen, aber das beste kommt ja noch!
Allen Mitbewerbern
eine Nasenlänge voraus ist der Synthex mit seiner Filtersektion, die neben
dem 24 dB Tiefpaß auch einen 12 dB Hochpaß, einen 6 dB Bandpaß
und schließlich auch noch einen 12 dB Bandpaß aufweist. Alle Filter
sind voll spannungssteuerbar!!!! (durch Keyboard-CV, Enevelopes und Modulationssteuerspannungen).
Die Filter kommen auch ohne Signalspannung in Resonanz. Diese produziert natürlich
einen reinen Sinuston und ist sehr gut einsetzbar (auch stimmrein)! Die VCA´s
zu erwähnen ist fast überflüssig, sie werden wie üblich
angesteuert und sind extrem rauscharm. Die Envelope - Generatoren weisen außer
den sehr gut dimensionierten Zeiten und schaltbarer Release/Hold - Funktion
keine Besonderheiten auf.
Zum Abschluß
dieses Testteils, einen Blick auf die Modulationssektion des Synthex: Diese
ist leider recht dürftig ausgefallen und besteht trotz sinnreicher Konstruktion
leider aus nur einem LFO. Dieser liefert die Wellenformen Dreieck, beide
Sägezahn-Varianten und Rechteck. Eine Sample&Hold Schaltung fehlt leider.
Neber der Frequenz des LFO kann noch ein Delay eingestellt werden. Die LFO-CV
kann man auf zwei Wegen über getrennte Abschwächer zu den VCO's (Frequenz
und PWM) und zu Filtern und VCA's geschickt werden. Die VCO's sind einzeln
ansteuerbar.
Die Spielhilfensektion:
Man hat es gewagt einmal auf die üblichen Handräder zu verzichten
und statt dessen einen Joystick eingebaut. Nach einiger Übung ermöglicht
dieser ein sehr lebendiges Spiel zumal man nicht auf die üblichen Handrad-effekte
beschränkt ist: Die vier Bewegungsrichtungen aus der Ruhelage heraus dienen
zur Veränderung der VCO und VCF-Frequenzen, direkt oder mit Hilfe eines
zweiten LFO's, dessen Frequenz ebenfalls mit dem Joystick variiert werden
kann nachdem man sein Frequenzmaximum festgelegt hat. Voreinstellbar ist ebenfalls
die maximale Modulationstiefe der beschriebenen Effekte.
Die bekannte Funktion
Portamento wird beim Elka Synthex durch GLIDE erweitert. Sie ermöglicht
ein "Einschwingen" auf die getastete Tonhöhe von "oben" oder "unten"
in einem Bereich von +/- 32 Halbtönen und das in regelbarer Zeit. Auch
Portamento uund Glide können wieder getrennt auf die VCO's 1 oder 2 geschaltet
werden. Abgerundet wird die Klangerzeugung noch durch einen, in drei Stufen
schaltbaren Choruseffekt. Es handelt sich um einen echten Stereochorus mit einem
integrierten Noise-Gate, auch hier legte man großen Wert auf Qualität
und so klingt der Chorus auch besser als die "Billigheimer"
Der Sequenzerteil
Anstatt des inzwischen
üblichen Arpeggiators verfügt der Synthex über einen vierstimmigen
Sequenzer dessen 4 Linien einzeln, in Echtzeit oder Schritt für Schritt
programmiert werden können. (4 mal 128 Schritte) Der Sequenzer-Trigger
wird intern erzeugt, kann aber auch von anderen Instrumenten über einen
separaten Eingang synchronisiert werden. (Trigger IN/OUT) Die Transponierung
wird über die Tastatur gesteuert. Der Bereich dazu kann mit einer SPLIT-Taste
bestimmt werden, die Tastatur kann also sogar 3 fach gesplittet werden (Sequenzer
- Lower Split - Upper Split). Die Daten lassen sich wie bei den Programmspeichern
auch per Cassetteninterface sichern. Gut ist, daß man auch einzelne Bänke
saven oder loaden kann, so lassen sich aus Archivmaterial neue Kombinationen
zusammanstellen. Einziger Nachteil des Sequenzers: er "vergißt" seine
Daten beim Ausschalten des Gerätes. Über die Editiermöglichkeiten
und Tricks kann ich mich hier nicht auslassen, das sollte man am Gerät
testen.
INPUT OUTPUT
Der Synthex hat einen
Stereo-Ausgang über den im Split- oder Doublemodus die Sounds getrennt
abgenommen werden können. Eine getrennte Weiterbearbeitung am Mixer und
mittels Effektgeräten ist also problemlos. Anschlüsse für Fußschalter
und Fußpedale sind ebenfalls vorhanden.
FAZIT:
Der Synthex erwies
sich im Laufe unseres Tests als ein, in jeder Beziehung hervorragender Poly-Synthesizer,
dessen Leistungsfähigkeit und hervorragende Klangqualität den ersten
Eindruck durch Mechanik und Gestaltung noch verstärkte. Ungeachtet seines
relativ niedrigen Preises ist er seinen Mitbewerbern zumindest gleichrangig,
wenn nicht überlegen. Keiner, der einen guten und vielseitigen Polysynthesizer
braucht wird am Synthex vorbeikommen können. Zur Zeit erscheint gerade
ein Nachrüstsatz mit einem MIDI-Interface daß die alte V24 Schnittstelle
ersetzt. Alle zukünftigen Geräte sind von Haus aus mit diesem Modul
ausgestattet (ohne Aufpreis) Eine Software, die den üblichen Funktionen
auch den Zugriff auf einzelne Parameter der Klangerzeugung zuläßt
ist in Vorbereitung. Der Service in "Hille" ist außerordentlich kooperativ
und schnell.