auch der folgende Bericht wurde von uns für die SFB-Sendung "Steckdose: Computermusik - Musikcomputer" geschrieben. Redakteur und Hauptmacher der Sendung war Wolfgang Layer.
Die Firma Synton mag einigen Szenekennern schon mal über den Weg gelaufen sein, jahrelang produzierte man dort recht anständige Vocoder, der Einstieg in die Synthesizertechnik wurde vor Jahresfrist mit einem einfachen, analogen Modularsystem gemacht. Der Syrinx dürfte wohl eine Art Ableger dieser Entwicklung sein. Zum Gerät selbst:
Guter Standard in Form von 2 Oszilatoren,
2 Hüllkurvengeneratoren, 2 LFO's wird geboten, Rauschgenerator versteht
sich, ein echter (!) Ringmodulator ist eine begrüßenswerte Zugabe.
Herzstück und Knüller dieses Instruments ist jedoch der Filterbereich,
der neben dem Standard-Tiefpass-VCF, zwei spannungssteuerbare Bandpassfilter
enthält. Da beide dieser Filter mit unterschiedlicher Resonanz arbeiten
können, hat man praktisch zwei parametrische Resonanzfilter, die
spannungssteuerbar sind. Für jeden der weiß, dass beim Synthesizer
allem voran der Filter den Klang ausmacht, ist nun klar, daß hier ausnahmsweise
mal an der richtigen Stelle draufgelegt worden ist. Schon beim ersten rumprobieren
kommt es dann auch zu recht drolligen Klangeffekten, selbst wenn man sich noch
nicht näher mit dem Syrinx vertraut gemacht hat.
Versucht man nach dem Abklingen der ersten
Spielfreude dann allerdings dem Instrument etwas systematischer näherzutreten
schlägt die Stirn schnell Falten. Erstens verlangt die schwarze Frontplattenbeschriftung
auf anthrazitfarbigem Grund hervorragende Beleuchtung, und selbst wenn diese
vorhanden ist bleibt die Frontplatte ziemlich unübersichtlich. Sieht man
von einer groben Strukturierung der Bedienelemente ab, ist der Rest systematisiertes
Durcheinander!
Nun - dem Hersteller kommt das zu Nutzen, denn es braucht Zeit, bis man auf
die Systemschwächen gestoßen ist: Was anfangs nach "viel" aussieht,
entpuppt sich teilweise als indirekter Mangel. So ist es zwar recht nett, daß
die VCO's durch 2 Kurvenformen des LFO2 angesteuert werden können, aber
was nutzt einem das, wenn eine Modulation durch den ersten LFO oder einen der
beiden Hüllkurvengeneratoren fehlt? Überhaupt führt LFO-1 ein
bedauerliches Schattendasein, ist er doch ausschließlich für die
Pulsweitenmodulation des VCO-2 zuständig. Ja, richtig gehört: der
Aufwand zweier unabhängiger Modulationsgeneratoren, nur für eine luxuriöse
Pulswellenveränderung! Dafür ist es dann aber unmöglich die einfachsten
Synchronisationseffekte zu realisieren denn eine separate Ansteuerung des VCO-2
ist außer durch die "Bender" genannte Spielhilfe, nicht vorgesehen.
Und so "ein paar Dinger" hat's da noch in ähnlicher
Manier, ungeheurer Tiefgang einerseits, oberflächlicher Pfusch andererseits:
### Ein echter Ringmodulator - tolle Sache, aber warum werden nur die beiden
VCO- Dreieckschwingungen benutzt?
### LFO-2 kann als "One-Shot" betrieben werden, er liefert bei Tastendruck also
nur eine einzige Schwingung ab, ähnlich einem Hüllkurvengenerator
- warum aber muß das ausgerechnet LFO-2 sein, der ja sowieso schon viel
zu viel steuert? Also entweder Vibrato oder One-Shot
### Mit dem Bender, der eingebauten druckempfindlichen Spielhilfe kann man die
LFO-Geschwindigkeit variieren, prima! Die Modulationstiefe muß man aber
an bis zu drei Stellen gleichzeitig verändern! wer soll das können,
wenn man kein Oktopus ist !?
### Die Tastatur kann man im Multitrigger-Modus spielen, eine schöne Spielerleichterung,
aber warum gibt es eine LOW-NOTE-PRIORITY, da ist sie futsch - die Erleichterung
und der Auto-Glide Effekt, der realistisches Legatospiel erleichtert, geht dann
gleich mit den Bach herunter.
Nun aber genug Gift gespritzt, es besteht die
Gefahr das ein verzerrtes Bild aufkommt wenn die wesentlichen Stärken wie
guter Klang, Filtersektion und oppulente Ausstattung in drei Sätzen abgehandelt
werden und man über die kleinen Schwächen nörgelt. Über
einen Porsche könnte ich auch stundenlang meckern und finde ihn trotzdem
toll.... Etwas näher betrachten will ich zwei Elemente des Syrinx, die
Möglichkeiten der Multifilter Benutzung und den Bender. Die Filter selbst
hatte ich bereits beschrieben. Interessant ist, daß man seinen aus
den Quellen VCO-1, VCO-2, Sub-VCO, Ringmodulator und Noise zusammengemischten
Grundklang auf vier Arten durch die Filter jagen kann. Teilweise auch Teile
des Gesamtklanges auf getrennten Wegen, so zum Beispiel VCO's durch den Tiefpaß,
Ringmodulator und Noise durch die beiden Bandpässe. Man braucht einige
Zeit, sich in die einzelnen Mechanismen reinzudenken, aber unserer Steckdosentruppe
hat das schon einigen Spaß gemacht an diesem 3 1/2 Oktaven kleinen Kerl
herumzuspielen. Daran nicht ganz unschuldig ist auch der Bender. Darunter hat
man sich zwei nebeneinander liegende Platikzungen vorzustellen bei denen per
Druck eine Steuerspannung abgesenkt bzw. angehoben wird - und das abhängig
von der Druckstärke. Da kann man mal die sonst so gelassene Elektronik
so richtig quälen, mit körperlichem Einsatz spielen! Man erinnert
sich, daß die letzten Synthis der leider bankrott gegangenen Firma ARP
eine ähnliche Einrichtung hatten, das sogenannte PPC, die von den Musikern
sehr positiv aufgenommen wurde. Mal sehen, ob der Syrinx mit seinem Bender ähnlichen
Zuspruch erfahren wird. Da wir es mit dem Meckern aber nicht lassen können:
Etwas vorteilhafter hätte man den Bender jedoch plazieren sollen.