Das Schröpfen
eine kleine Übersicht..
Zur Geschichte:
Als die Menschen anfingen, sich ihres Körpers
bewusst zu werden und darüber nachzudenken, was sie plagte, waren
sie auch bestrebt diese Übel aus dem Körper herauszuschaffen.
In alten Zeiten gab es die Vorstellung von Dämonen, die den Körper
schädigten oder sich in einem Menschen festsetzten. Zeigten sich
bei einem Kranken irgend welche Verhärtungen, wie Beulen (Muskelverspannungen),
Karbunkel, Furunkel oder Venenstauungen war man natürlich bestrebt,
diese Plagen zu beseitigen. Da es sich nach dem alten Glauben sogar
um Dämonen handeln konnte die sich unter der Haut festgesetzt hatten,
lag der Gedanke nahe, die Haut aufzuritzen, also eine Öffnung zu
schaffen und den Dämon aus dem Körper zu befreien. Da das
Eröffnen z.B. eines Furunkels schnell Schmerzlinderung brachte,
wurde diese Methode immer öfter angewendet und auch weiter verfeinert.
Wir wenden ja heute selbst bei Kleinigkeiten wie bei irgendwelchen Pickeln
dieses alte Verfahren an. Es bleibt jedoch nicht beim einfachen Aufstechen
eines Pickels, er wird auch noch ausgedrückt um den ganzen Eiter
heraus zu bekommen. Den Menschen in der Vorzeit wurde auch klar, dass
es nicht reicht, die Haut einfach zu öffnen, man mußte für
eine gute Ausleitung sorgen - das war der Anfang des Schröpfens.
Schröpfen bedeutet etwas herausholen. Jemanden
schröpfen heißt, ihn von etwas befreien. Umgangssprachlich
gibt es den Begriff des Schröpfens ja auch, man sagt, man hat jemanden
geschröpft, d.h. ihn über alle Maßen erleichtert, meistens
um sein Geld. Andererseits hat man auch etwas für den Geschröpften
getan und das mit seiner vorherigen Zustimmung.
So gibt es beim Schröpfen drei wesentliche Merkmale:
1. Man ist mit der Vorgehensweise einverstanden
2. Man wird erleichtert (finanziell oder von einer
Beschwerde)
3. Es tut weh! (Der finanzielle Verlust oder die
Behandlung mit dem Schröpfkopf).
Zurück zu der Weiterentwicklung des Schröpfens.
Die Methode wurde, wie gesagt, immer mehr verfeinert. Nach dem Eröffnen
der Haut hat man anfangs mit dem Mund die Wunde ausgesaugt. Wie man
sich vorstellen kann nicht sehr appetitlich . Deshalb hat man später
zum Saugen Tierhörner oder hohle Kalebassen benutzt. Erst viel
später, nach Erfindung des Glases wurden die Schröpfköpfe,
ähnlich derer, die wir heute noch kennen, verwendet.
Das erste historisch belegbare Zeugnis für die
ärztliche Verwendung des Schröpfens fand man auf einem Arztsiegel
aus der Zeit um 3300 v.Chr. Das Schröpfen war in vielen Kulturen
eine anerkannte Heilmethode, wie in Indien, Ägypten, China und
für unseren Kulturkreis bestimmend im alten Griechenland. Dort
gab es sogar einen Gott des Schröpfens, er hieß Telesphorus.
Hippokrates (griech. Arzt, 460-377 v. Chr.) gab detaillierte Anweisungen
zum Schröpfen und eine theoretische Begründung für dieses
Verfahrens heraus. Bis kurz nach nach Christi Geburt wurden Schröpfköpfe
an den Stellen des Körpers angesetzt, die auch erkrankt waren.
Wie anfangs gesagt, bei Eiterungen, Blutstauungen etc. Erst Galenos
von Pergamon (berühmter griech. Arzt 129-201n.Chr.) beschreibt
das Schröpfen von Körperregionen, die weit entfernt von dem
Krankheitsgeschehen liegen. ca. im 11.Jahrhundert n. Chr. gab es berühmte
arabische Ärzteschulen, die wie ein Vertreter von ihnen, Abul Kasim
(bekannt aus dem Roman „Der Medicus“) das Schröpfen als Therapie
lehrten. Kurze Zeit später legte man dieses damals blutige Handwerk
in die Hände der Bader und Baderchirurgen. Leider wurde von ihnen
das Schröpfen ebenso wie der Aderlaß im Übermaß
und als „Allheilmittel“ angewendet. Wie bei Allem, was im Übermaß
und ohne gerechtfertigte Indikation angewendet wird, blieben die Erfolge
aus. So kam diese eigentlich gute Therapie allmählich in Verruf.
Selbst Paracelsus (1493-1541) stand dem Schröpfen im Lauf seiner
Lehrtätigkeit skeptisch gegenüber, obwohl von ihm folgende
Aussage stammt: „Wo die Natur einen Schmerz erzeugt, da hat sie schädliche
Stoffe angehäuft und will sie ausleeren. Ist die Natur nicht imstande,
diesen Vorsatz selbst auszuführen, muß der Arzt eine künstliche
Öffnung direkt an der kranken Stelle machen und so Schmerz und
Krankheit schnell heilen".
Wie jede gute Therapie erlebte die Schröpfbehandlung später
wieder einen Aufschwung und hat sich dann vom 18.-19. Jahrhundert bis
in unsere Zeit gehalten.
Welche Erkrankungen kann man mit der Schröpfbehandlung kurieren?
Die Schröpftherapie ist in erster Linie ein
gutes Ausleitungsverfahren. Darüber hinaus kann man mit Hilfe der
Schröpfköpfe Funktionsstörungen beheben. Mit der Ausleitung
von Eiter- bzw. Blutansammlungen nahm die Schröpftherapie wie zuvor
erwähnt ihren Anfang. Im Laufe der Zeit hat man festgestellt, daß
man mit Hilfe der Schröpfköpfe auch innere Organe erreichen
kann, wie die Nieren oder Leber, mit die wichtigsten Entgiftungsorgane
des Menschen, neben der Haut. Die Ärzte Head und auch McKenzie
haben herausgefunden, daß es von inneren Organen Nervenverbindungen
zur Haut gibt. Stimuliert man die Hautareale auf die eine oder andere
Weise, kann man Einfluß auf die Funktion des entsprechenden Organs
nehmen. Im Falle von Leber und Nieren kann man so indirekt den Körper
von Giftstoffen befreien..
Funktionsstörungen
Die mit den inneren Organen in Verbindung stehenden
Hautareale werden nach ihrem Entdecker Head´sche Zonen genannt.
Durch das Schröpfen dieser Head´schen Zonen werden die mit
ihnen in Verbindung stehenden Organe zur Selbstheilung angeregt. Darüber
hinaus haben die inneren Organe fast alle Zustimmungspunkte am Rücken.
Diese Zustimmungspunkte liegen auf dem Blasenmeridian. Der Blasenmeridian
ist eine Energieleitbahn aus der TCM, die Grundlage der Akupunktur ist.
Der Blasenmeridian läuft auf dem Rücken auf beiden Seiten
parallel zur Wirbelsäule. Neben der Akupunktur können diese
speziellen Punkte u.a. auch geschröpft werden.
Wie kommt man nun zu der Erkenntnis, welche Punkte
zu behandeln sind? Grundvoraussetzung einer jeden Therapie ist die gezielte
Diagnose. Die meisten Patienten gehen wegen irgendwelcher Schmerzen
zur Behandlung. Diejenigen, die dann beim Heilpraktiker landen, sind
oft schon zuvor schulmedizinisch durchgecheckt worden. Nicht selten
wird ihnen gesagt, dass hinter ihren Beschwerden kein organischer Defekt
steckt und man nicht wisse woher die Schmerzen kommen. Führen wir
uns noch einmal vor Augen, daß es zwischen den inneren Organen
und der Haut Nervenverbindungen gibt. So können wir uns leicht
vorstellen, daß eine funktionelle Störung eines Organs zu
Schmerzen an der Hautoberfläche, eben der Head´schen Zone
führen kann. Oft lassen sich an den entsprechenden Hautarealen
dann Verhärtungen spüren, sog. Gelosen. Ist zuvor vom Arzt
oder Heilpraktiker abgeklärt, daß hinter den Beschwerden
des Patienten kein Organdefekt steckt, könnte die Schröpftherapie
zur Anwendung kommen. Natürlich muß auch abgeklärt werden,
um welche Funktionsstörung es geht. Dem Heilpraktiker stehen dazu
verschiedene diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung, sei
es aus der TCM, der Irisdiagnose oder auch labormedizinische Untersuchungen.
Der Therapeut muß immer die erfolgversprechendste Therapie anbieten.
D.h. man muß den Patienten darüber informieren, welche Methode
am ehesten die Beschwerden lindert oder heilt.
Soll die Schröpfbehandlung zur Anwendung kommen,
gibt es 3 Methoden. Die eine ist auf jeden Fall ein Ausleitungsverfahren,
es ist das nasse oder auch blutige Schröpfen. Die 2 anderen Verfahren
fallen unter den Begriff des trockenen Schröpfens. Dabei werden
zum Einen die Schröpfköpfe an einer Zone aufgesetzt und dort
gelassen, zum Anderen wird mit dem Schröpfkopf ein Hautareal massiert.
Geschröpft werden immer die zuvor erwähnten Gelosen. Es gibt
Verhärtungen im Unterhautgewebe oder in den Muskeln, die man dann
als Myogelose (Myo = Muskel, griech.) bezeichnet. Es gibt 2 unterschiedliche
Gelosen, die weiße und die rote Gelose. Bei der weißen Gelose
handelt es sich um eine Verhärtung des Gewebes, das kaum durchblutet
werden kann. Im Gegensatz dazu staut sich in einer roten Gelose das
Blut, es kann aber nicht abfließen. Diese beiden Kennzeichen der
Gelosen geben dem Therapeuten den Hinweis, ob trocken oder naß
geschröpft werden muß. Die roten Gelosen werden immer naß,
d.h. blutig geschröpft, während die weißen Gelosen trocken
zu schröpfen sind.
Die 3 Schröpfmethoden
Das Blutige Schröpfen:
Hat man bei einem Patienten eine rote Gelose
festgestellt, also eine Blutstauung im Gewebe oder Muskel, kommt das
blutige Schröpfen zur Anwendung. Als erstes wird das Hautareal
gründlich desinfiziert. Dann schätzt man den Umfang des Schröpfkopfes
ab und reibt diese ringförmige Stelle auf der Haut mit einem Öl
ein. So sitzt der Schöpfkopf fest und kann keine Luft ziehen. In
der Mitte dieses Ringes wird die Haut einige Male eingeritzt und dann
schnell der Schröpfkopf darauf gesetzt. Der Patient sollte in der
Zeit ruhig liegen, aber nicht allein gelassen werden. Der Therapeut
beobachtet genau, wie lange das Blut aus der Haut herausfließt.
Hört die Blutung auf, ist das Schröpfen beendet und man entfernt
den Schröpfkopf.
Hat man gewartet, bis die Blutung selbst zum
Stillstand gekommen ist, blutet die Wunde nicht nach. Wegen der Hygiene
sollte man das Hautareal ein weiteres Mal desinfizieren und ein Pflaster
für kurze Zeit darüber kleben. Die Menge des ausgeleiteten
Blutes ist von der Menge, die sich in dem Gewebe gestaut hat abhängig.
Sie kann nur einige Tropfen betragen oder gar einen halben Schröpfkopf
voll. Natürlich hängt das auch von der Größe des
Schröpfkopfes und dessen Saugleistung ab. Das Blutige Schröpfen
wird oft nicht nur an einer Stelle durchgeführt, sondern in einer
Sitzung häufig an mehren Stellen. Reicht die Ausleitung mit einer
Sitzung nicht aus kann das blutige Schröpfen nach einigen Tagen
wiederholt werden.
Wegen der Hepatitis- und AIDS-Gefahr ist dringend
auf ausreichende Hygiene zu achten. Wurde früher die Haut einfach
mit einem spitzen Stein und später mit einem Küchenmesser
eingeritzt, muß man heute sterile Instrumente verwenden. Die zu
schröpfenden Hautareale soll man nicht nur einfach einstechen,
sie sollen eingeritzt werden. D.h. es kommt keine Nadel oder Kanüle
zum Einsatz, sondern z.B. eine Lanzette, die man auch für die Blutentnahme
aus der Fingerspitze verwendet. Das ist jedenfalls die einfachste Methode.
Für Anfänger hat die Medizingeräteindustrie einen s.g.
Schröpfschnepper entwickelt. Dieses Gerät enthält einzelne
kleine Messer. Durch einen Auslösemechanismus wird die Haut gleichzeitig
an mehreren Stellen eingeritzt, während ich mit meiner Lanzette
ein paar mal zustechen müsste. Damit das mehrmalige Zustechen nicht
stärker schmerzt, als wenn auf einmal alle Stellen geritzt werden,
muß man mit der Lanzette schnell arbeiten. Der Vorteil der Lanzette
liegt überwiegend darin, daß es ein Einmalartikel ist der
nicht sterilisiert werden muß. Der Schröpfschnepper ist zu
teuer, um ihn wegzuwerfen. Solch ein Gerät muß zuerst in
einem Desinfektionsbad sauber gemacht und anschließend im Sterilisator
sterilisiert werden. Das Säubern ist wegen der vielen Ecken und
Winkeln nicht so einfach, es kann also ein Problem bei der Sterilität
geben. Aus Sicherheitsgründen verwende ich kein solches Gerät.
Der Schröpfkopf kommt zwar selbst nicht mit der offenen Haut in
Berührung, muß aber gut zu sterilisieren sein. Bei Glas ist
das gar kein Problem, die notwendige Kenntnis und Geräte vorausgesetzt.
Ein verantwortungsvoller Heilpraktiker
wird z.B. Furunkel, Karbunkel oder Krampfadern nicht mit den Schröpfköpfen
behandelt werden, da hat die Chirurgie einfach bessere Möglichkeiten
und man muß bedenken, daß in solchen Fällen u.U. auch
andere schulmedizinische Behandlungen, wie z. B. die Einnahme von Antibiotika,
um eine Sepsis, d.h. Blutvergiftung zu verhindern, zur Anwendung kommen
müssen.
Auf Grund der vom Patienten geschilderten
Beschwerden kann man evtl. noch nicht darauf schließen, daß
das blutige Schröpfen zur Anwendung kommen sollte. Der Therapeut
muß sich die Hautareale anschauen und evtl. einen Schröpfkopf
kurz trocken aufsetzen. Färbt sich die Haut unter dem Schröpfkopf
schnell dunkelviolett und bleibt die Verfärbung nach Abnahme des
Schröpfkopfes bestehen, hat man es mit einer roten Gelose zu tun,
die blutig zu schröpfen ist. Die meisten roten Gelosen entstehen
durch Energiefülle, die eingestaut wird. Das typische Bild ist
der Choleriker, der vor Wut und Zorn einen hochroten Kopf hat, der ganze
Körper ist gespannt und man meint er müßte gleich platzen.
Nicht bei jedem Patienten ist das Bild so stark ausgeprägt. Viele
Menschen neigen heute eher dazu, den Streß herunterzuschlucken.
In der Folge kann es dann zu Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich
kommen. Viele bekommen auch Bluthochdruck, Leber- und Gallenbeschwerden.
Bei solchen Stauungssymptomatiken entstehen häufig die roten Gelosen
an den entsprechenden Segmenten am Rücken. Diesen Patienten bringt
das blutige Schröpfen große Erleichterung. Hat man einmal
den Kreislauf von Anspannung, Schmerz und weiterer Anspannung unterbrochen,
können diese Patienten erstmals lernen, nicht gleich wieder in
die Spannung zu gehen und so längerfristig Beschwerdefreiheit erlangen.
Wichtig ist auf jeden Fall, daß man mit dem Patienten nicht nur
über das Schröpfen spricht, sondern auch über die psychischen
und körperlichen Belastungen. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle
ein Beispiel nennen. Bei einer Patientin, der ich den Kummerbuckel oder
wie ich ihn nenne Depressionshügel, blutig schröpfte, wollte
einfach kein Blut fließen. Ich wunderte mich und war mir im Moment
unsicher, ob es sich wirklich an dieser Stelle um eine rote Gelose handelte.
Ich ermutigte die Patientin etwas von ihrem Kummer zu erzählen.
Anfangs rückte sie mit den Problemen nur zögerlich heraus.
Ich bemerkte nach ein paar Minuten, das aus den eingeritzten Stellen
langsam das Blut zu fließen begann. Die Patientin wußte
davon nichts, merkte aber, daß ihr das Reden gut tat. Sie redete
sich an diesem Tag einiges von der Seele und je mehr sie erzählte,
desto mehr entstaute sich ihr Kummerbuckel und der Schröpfkopf
wurde voll und voller. Ich fand erstaunlich, daß das Blut erst
nach einiger Zeit zu fließen begann, wo doch längst die Blutgerinnung
die eingeritzten Stellen verschlossen haben mußte.
Im Kreuzbeinbereich gibt es eine
Stelle die die eigenartige Bezeichnung Hypertoniesülze hat.
Hierbei handelt es sich um eine Gelose bei Leuten mit Bluthochdruck.
Beim Bluthochdruck gibt es auch den sog. "weißen" und den "roten
Hochdruck". Der "weiße" besteht bei Leuten, die den zweiten Wert
des Blutdrucks eher erhöht haben. In dem Fall spricht man vom renalen,
also nierenabhängigen Bluthochdruck. Es wird sich bei
der Hypertoniesülze eine weiße Gelose bilden, die unblutig
geschröpft wird. Beim roten Bluthochdruck ist hauptsächlich
der erste Blutdruckwert erhöht. Diese Patienten haben häufig
auch eine Blutfülle und es wird ihnen geraten wenig Salz zu essen,
da sonst die Blutmenge noch gesteigert wird. Bei solchen Patienten ist
die Hypertoniesülze blutig zu schröpfen. Man kann sich diese
Form der Therapie dann auch als eine Art „Aderlaß“ vorstellen.
An dieser Stelle noch der Hinweis an die Hypertoniker. Nach dem blutigen
Schröpfen kann es zwar sein, das der Blutdruck ziemlich herunter
geht, aber deshalb nicht gleich die Medikamente weglassen. Die Schröpftherapie
ist eine Umstimmungstherapie und die Umstimmung dauert eine Weile. Bleibt
der Blutdruck nach einigen Schröpfanwendungen über längere
Zeit im unteren Bereich, und das auch noch einige Zeit nach der Schröpftherapie,
kann man mit seinem Arzt über das Absetzen der Medikamente reden.
Das unblutige Schröpfen
1. Das Aufsetzen von Schröpfköpfen, die nur an Ort
Stelle bleiben
Weiße Gelosen sind Ausdruck von Blutmangel,
d.h. das Areal oder das entsprechende Organ kann nicht richtig durchblutet
werden. Der Grund kann in einem allgemeinen Blutmangel, wie er öfter
bei Frauen auftritt begründet sein. Dann reicht die Blutmenge einfach
nicht aus, um überall hin zu fließen, schon gar nicht in
ein verspanntes Gewebe oder einen verspannten Muskel. Es sind eher schwache
Patienten mit wenig Energie. Handelt es sich um Funktionsstörungen
eines Organs, wird die entsprechende Zone am Rücken gesucht und
abgetastet. Zeigt sich dort eine kleine weiße Gelose setzt man
an diese Stelle einen entsprechend großen Schröpfkopf. Man
braucht die Haut dabei nicht desinfizieren, da ja kein Blut austritt
oder die Haut anderweitig verletzt wird. Damit der Schröpfkopf
aber einige Zeit, ca. 10 bis 20 Minuten gut auf der Stelle haften bleibt,
muß die Haut wieder mit einem Öl eingerieben werden. Zweckmäßig
ist es, ein durchblutungsförderndes Öl zu verwenden, das z.B.
äth. Rosmarinöl enthält. Häufig kommt nicht nur
ein Schröpfkopf zur Anwendung, sondern man sucht nach weiteren
Gelosen und setzt auch dort Schröpfköpfe auf. Nach entsprechender
Zeit werden die Schröpfköpfe entfernt. Wichtig ist, den Patienten
darauf hinzuweisen, das an den geschröpften Stellen ein blauer
Fleck entstehen kann. Durch den Saugeffekt können kleine Äderchen
platzen und das austretende Blut sammelt sich unter der Haut. Ich gebe
immer den Hinweis, dem Partner der Patienten das rechtzeitig mitzuteilen,
nicht das die Vermutung auftritt, es könnte sich um einen Knutschfleck
handeln. Im Sommer ist es u. U. auch wegen der Wahl der Kleidung wichtig
zu wissen, wo solche Flecken aufgetreten sind. Das trockene Schröpfen
kommt meist häufiger zur Anwendung, bis die richtige Durchblutung
in Gang gekommen ist. Häufig schröpfe ich 2 mal die Woche.
Daneben kommen auch andere Maßnahmen zur Anwendung, z. B. um das
Blut wieder aufzubauen und zu vermehren. Die entsprechenden Organe werden
in solchen Fällen auch anderweitig, z. B. mit pflanzlichen oder
homöopathischen Medikamenten unterstützt. Die Schröpftherapie
wird heutzutage meist nicht als alleinige Therapie angewendet. In der
Regel kommen die Patienten mit einer Vielzahl von Beschwerden und da
reicht eine solche Methode meist nicht aus.
2. Die Schröpfmassage
Meiner Meinung nach ist die Schröpfmassage hervorragend
geeignet, um schlecht durchblutete Muskelverspannungen zu lösen.
Ich setze sie also regelmäßig bei sog. weißen Myogelosen
ein. In solchen Fällen klagen die Patienten häufig über
Schmerzen im Schulter- Nacken- oder Lendenbereich. Sie leiden unter
div. Verspannungen oder klagen über Taubheitsgefühle im Arm
und pelzige Finger. In solchen Situationen muß geklärt werden,
daß die Beschwerden ihre Ursache in Muskelverspannungen haben,
die dann irgendwelche Nerven abklemmen. In solchen Situationen taste
ich die in frage kommenden Muskeln ab. Sind sie hart, aber nicht gerade
so hart wie Stahlseile und handelt es sich um Blutleere, dann kommt
für mich als beste Methode die Schröpfkopfmassage in frage.
Für diese Art der Behandlung verwende ich ausschließlich
Schröpfköpfe mit Saugball. Es kommt nämlich beim Massieren
häufig vor, daß der Schröpfkopf abgeht. Mit dem
Saugball daran kann man ihn ganz einfach wieder aufsetzen. Bei dieser
Art des Schröpfens bekommt die Aussage, daß es weh tut Bedeutung.
Auch die Patienten, die blutig geschröpft werden, müssen den
kleinen Schmerz des Piksens / Stupfens wie man hier sagt, in Kauf nehmen.
Die Leute die mit der Schröpfmassage behandelt werden, können
davon ein Lied singen. Ich sage immer, es darf weh tun, aber der Schmerz
muß aus zu halten sein. Nur der Patient kann sagen, wo für
ihn die Schmerzgrenze liegt und ich als Therapeutin muß mich darauf
einstellen. Das gelingt mir hervorragend, in dem ich die Schröpfköpfe
mit Saugball verwende, denn mit ihnen kann ich den Saugeffekt individuell
regulieren. Bei der Schröpfmassage reibe ich großflächig
die zu massierenden Areale mit einem Massageöl ein. Ich wähle
einen für die entsprechenden Muskelpartien geeignet großen
Schröpfkopf aus und setze ihn an den Ansatz eines Muskels, dann
fahre ich langsam im Verlauf des Muskels über das Hautareal. Schreit
der Patient vor Schmerz auf, nehme ich problemlos den Schröpfkopf
ab und setze ihn mit weniger Saugkraft wieder an, bis der Patient die
Massage als angenehmen, lösenden Schmerz empfindet. Der Vorteil
dieser Massagetechnik besteht darin, daß ich bei der Massage nicht
ständig auf den verspannten Muskel herumdrücke, sondern ihn
anhebe und damit wieder ganz allmählich dehne und entspanne. Viele
meiner Patienten berichten mir, daß sie die herkömmliche
Massage nicht vertragen und danach weitaus mehr Schmerzen, und das nicht
nur vorübergehend, haben.
Nach der Schröpfmassage kann es zu einem Muskelkater kommen, so
wie man ihn beim Sport kennt. Es ist aber ein gutes Zeichen dafür,
daß der Muskel wieder arbeitet und durchblutet wird. Der Muskelkater
hält meist nur 1-2 Tage an. Er sollte aber völlig abgeklungen
sein, bevor die erneute Schröpfmassage zur Anwendung kommt. Auch
hier sind ca. 2 Massagen pro Woche üblich. Die Anzahl der Massagen
richtet sich danach, wie verspannt die Muskulatur ist. Hat man gerade
mal seit 1-2 Tagen Beschwerden dann benötigt man auch ebenso wenige
Massagen. Plagt man sich damit allerdings schon ¼ oder gar ½
Jahr muß man schon mal mit bis zu 10 Behandlungen rechnen. Auch
hier muß wieder mit blauen Flecken gerechnet werden. Es kann auch
sein, daß die massierte Muskelpartie einige Zeit etwas berührungsempfindlich
ist.
Abschlußbemerkungen
Die Schröpfkopfbehandlung ist auch heute noch
eine hervorragende Therapiemethode. Sie ist jedoch kein Allheilmittel
und wird häufig mit weiteren Verfahren kombiniert. Auch wenn die
Anwendung einfach ist, so gilt auch hier vorher abzuklären, daß
hinter den Beschwerden keine ernsthafte Krankheit steckt die evtl völlig
anders therapiert werden muß. Deshalb gehört das Schröpfen
wie jede andere Heilmethode auch, in die Hände erfahrener Therapeuten.
Man darf die Schröpfköpfe nicht über
großen Gefäßen ansetzen, z.B. der Halsschlagader. Auch
am Bauch direkt über den Eingeweiden ist Vorsicht geboten. Wird
ein herkömmlicher Schröpfkopf verwendet, bei dem das Vakuum
mit Hilfe einer Flamme erzeugt wird, muß darauf geachtet werden,
daß er nicht zu heiß wird. In meiner Anfangszeit haben einige
Patienten sich gegen das Schröpfen gesträubt, da sie schon
einmal verbrannt wurden. (aber nicht von mir!) Ich habe mir deshalb
angewöhnt fast ausschließlich Schröpfköpfe mit
Saugball zu verwenden. Diese Saugglocken haben aber den Nachteil, daß
sie beim Aufsetzen kalt sind. (evtl. vorher auf einer Wärmeplatte
anwärmen) Beim blutigen Schröpfen sollen ausschließlich
Schröpfköpfe aus Glas verwendet werden, denn solche aus Kunststoff
sind nicht sterilisierbar und deshalb nicht zulässig.
So, das sollte für einen Einblick genügen..
|