Ein Tongenerator
hat die Aufgabe, eine saubere, hauptsächlich tonfrequente Schwingung zu
erzeugen. Diese soll dann in mehreren Wellenformen gleichzeitig und in der Frequenz
durch eine Spannung steuerbar zur Verfügung stehen. Um mit einem VCO eine
exakt steuerbare Frequenz über einen Tonumfang von 10 Oktaven (etwa der
Hörbereich) zu erhalten, ist es notwendig, daß er im Betrieb hochkonstante
Werte aufweist. Diese Präzision sollte heutzutage keinem Hersteller Probleme
bereiten - trotzdem gibt es immer wieder Geräte, bei denen offensichtlich
an der falsche Stelle gespart wurde. Weicht ein Tongenerator bei Temperaturveränderungen
nach einigen Minuten Betrieb (bei Luftzug o.ä.) von seiner Sollfrequenz
ab, spricht man von „temperaturabhängiger Frequenzdrift".
Wird der VCO mit der
Betriebsspannung versorgt, beginnt er sofort mit der Produktion der Schwingung.
Dieses tut er ohne Pause und in einer Frequenz, deren Höhe von der Summe
aller ihm zugeführten Steuerspannungen abhängig ist .
Die Gesamtsteuerspannung setzt sich in der Regel mindestens durch die
KEYBOARD-CV (Tastatursteuerspannung) , der CV des OKTAVSCHALTERS und der, des
TUNE REGLERS zusammen. Andere, verwendbare Steuerspannungsquellen waren in der
Liste im Teil 2 aufgeführt.
Doch wieder zurück zum VCO
:
Die Keyboard - CV steigt also, wenn man
„höhere" Tasten drückt. Pro Taste steigt die Steuerspannung um exakt
1/12 Volt. Die Spannung steigt also linear an (immer um den gleichen Betrag).
Zu dem merkwürdigen Wert von 1/12 Volt kom-men wir durch eine internationale
Absprache, die besagt : eine Spannungsänderung von einem Volt soll die
Tonhöhe um eine Oktave steigen lassen. (Abb.14) Da nun eine Oktave
12 Einzeltöne hat, ist ein einzelner Ton eben ein Zwölftel von einem
Volt. Untersuchen wir aber die Tonleiter frequenzmäßig, dann stellen
wir fest, daß ein bestimmter Ton einer beliebigen Oktave die doppelte
Frequenz hat wie der Ton eine Oktave tiefer. Man muß also die linear ansteigende
Steuerspannung der Tastatur so umwandeln, daß sich am Ende eine Frequenzverdoppelung
von Oktave zu Oktave ergibt.
Für diese Umwandlung braucht
man einen sogenannten EXPONENTIAL - KONVERTER. Die Zusammenhänge sollten
die nachfolgende Tabelle und die Grafik klären können.
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Der Frequenzbereich eines guten VCO's sollte möglichst groß sein damit man seine Wellenformen auch als Steuerspannung nutzen kann. So ist ein Bereich von 0,003 Hz bis 10 kHz eigentlich nicht selten. Die Oszillatoren des MOOG - Modularsystems weisen sogar eine obere Grenzfrequenz von 50 kHz auf ! Man muß also auf der Hut sein damit man nicht versehentlich durch zu hohe Gesamtsteuerspannung den Tongenerator in Bereiche jagt, die jeder Fledermaus Ohrensausen bescheren würde. Nicht vergessen :
Die Wellenformen des VCO
Bei der Abbildung der VCO- Frontplatte sind euch auch sicher die Darstellungen verschiedener Wellenformen ins Auge gefallen. Wie man sich in der Praxis leicht überzeugen kann, klingen die verschiedenen Formen trotz gleicher Frequenz und Amplitude unterschiedlich und scheinen auch unterschiedlich laut zu sein. Wie bereits schon kurz erwähnt, handelt es sich bei allen Schwingungsformen um Mischungen einzelner Sinuswellen. Diese Sinusschwingungen weisen unterschiedliche Frequenzen und Amplituden auf. Die resultierende Kurvenform ergibt sich dann aus der Spannungsaddition aller Sinii (Mehrzahl von Sinus) .
>> Das Obertonspektrum gibt an, welche Obertöne in einer Wellenform
enthalten sind. Das heißt, es können z.B.
in der einen Wellenform alle Harmonischen (1,2,3,4,5..), in einer anderen nur
alle ungeradzahligen Harmonischen ( 3x 5x 7x...) enthalten sein. Die erste Harmonische
ist wieder die Grundwelle.
>> Bei der Amplitudendämpfung handelt es sich um einen Ausdruck, der
das Verhältnis der Obertonamplitude zur Grundtonamplitude beschreibt:
Die '1' steht für den Amplitudenhöhe der Grundwelle. Trägt man anstelle von [n] die Nummer der Harmonischen ein, deren Amplitude errechnet werden soll, er-gibt sich deren Wert von alleine. Die 5. Harmonische hätte beim Verhältnis 1/n also nur 1/5tel der Grundwellenamplitude. Reale Zahlen sind hierbei selten interessant, wichtig ist nur das Verhältnis der Lautstärken untereinander. Durch die Angabe dieser beiden Merkmale ist es möglich jede Wellenform physikalisch unverwechselbar zu beschreiben. Jede Wellenform hat theoretisch unendlich viele Obertöne, in der Praxis kann man sich auf maximal 64 beschränken, alle darüberliegenden beeinflussen den später hörbaren Klang nicht mehr.
Die Abbildung zeigt, wie aus der Addition einiger Sinuswellen
mit verschiedener Frequenz und Amplitude eine neue Schwingungsform entsteht
. Ist man in der Lage, zum Beispiel mit einem Computersystem wie dem SYNCLAVIER
(s.u.) - zur Klangerzeugung genau so vorzugehen, wendet man eine sogenannte
ADDITIVE SYNTHESE an. Bei einem „normalen" analogen Synthesizer wird eine Klangveränderung
erst später durch herausnehmen bestimmter Frequenzanteile erreicht. Dies
wiederum nennt sich dann folgerichtig: SUBTRAKTIVE SYNTHESE, doch dazu im Kapitel
über Filter noch näheres.
DIE DREIECKSCHWINGUNG
(Triangel)
Der weiche, reine Klang des Dreiecks hat seine
Ursache in der sehr hohen Amplitudendämpfung. So weist die z.B. die 5.
Harmonische beim Dreieck nur 1/25, die 7. Harmonische nur 1/49 der Grundwellenamplitude
auf. Das Maß der Dämpfung entspricht jeweils dem Quadrat der Nummer
des Obertones. Es ist uns also nicht möglich, viele der natürlich
auch hier vorhandenen Obertöne zu hören weil diese viel zu schwach
sind. Das Obertonspektrum ist dabei das gleiche wie beim Rechteck: Es
existieren also nur die ungeradzahligen Harmonischen. Die Kurz-form sieht also
so aus:
DIE SINUSSCHWINGUNG (Sine)
Sozusagen zum Ausruhen nun eine sehr einfache,
schon bekannte Wellenform, die Sinusschwingung, unser „Klangatom". Nur
selten findet man diese Form an VCO´s. Da sie eine Schwingungsform darstellt,
die keinerlei Obertöne aufweist, eignet sie sich in dieser Form kaum als
Signalquelle weil man sie nicht durch Filterung bearbeiten kann. Doch dazu,
und wie man sie auch anderswo erzeugen kann später mehr. Sinnvoll
ist eine Sinusschwingung allerdings wieder dann einzusetzen, wenn es möglich
ist, den VCO mit sehr niedrigen Frequenzen zu betreiben um ihn so als Steuerspannungsgeber
zu verwenden. Der Vollständigkeit halber, auch hier der Steckbrief
aber ohne Spektrogramm, was ja nun wirklich unnötig wäre.
WEITERE SCHWINGUNGSFORMEN
Alle anderen „periodischen" Schwingungsformen,
die man mitunter sonst noch vorfindet, sind meist simple Additionen von z.B.
Rechteck und Sägezahn - Wellenformen. Diese Additionen können wir
jedoch meist leicht selbst mit Hilfe von Mixern oder, noch einfacher, durch
Zusammenstecken verschiedener Wellen auf einem Steckfeld (Mulitiple) durchführen.
Daher ist es nicht notwendig die Frontplatten mit überflüssigen Buchsen
zu „verzieren"
Da wir gerade bei dem Thema Additionen sind,
gleich gibt’s mehr dazu. Zuvor noch eine ganz kleine Übersicht über
die Anwendung verschiedener Wellenformen als Basis für die Klangsynthese
sogenannter „Natürlicher Instrumente"
Streitfrage: Was ist schon an einem Klavier, daß ein Ergebnis jahrhundertelanger Weiterentwicklung ist und das aus vielen unterschiedlichen Werkstoffen besteht, natürlich ????
Basiswellenformen für die Synthese einiger
„Natürlicher Instrumente"
Dreieck : Baß - Drum, Blockflöte,
Glockenspiele, Vibraphon etc.
Sägezahn : Streichinstrumente, Blechbläser
Rechteck : alle Dreieck - Sounds, Klarinette
Pulswellen : Holzbläser, Querflöte, Saxophon,
Baßgitarre, Cembalo
Das es neben den periodischen auch noch andere Schwingungsformen gibt,
läßt sich aus den obigen Zeilen leicht herauslesen. Informationen
darüber gibt es im Anschluß an die VCO-Besprechung.
Frequenz 1 | Frequenz 2 | Differenzfrequenz | Bemerkungen |
440 Hz | 602 Hz | 162 Hz | brrrr, klingt grausam |
440 Hz | 880 Hz | 440 Hz | Fdiff=F1, keine Schwebung |
440 Hz | 330 Hz | 110 Hz | 2 Oktaven unter F1, keine S. |
440 Hz | 442 Hz | 2 Hz | sanfte Schwebung, O.K.! |
Synchronisationsschaltungen
wurden entwickelt um zwei oder mehr VCO´s so exakt auf eine gemeinsame
Frequenz abzustimmen das es keinerlei Schwebungen mehr geben kann. Früher
war das oft notwendig weil es den Technikern noch nicht möglich war Generatoren
so frequenzstabil zu bauen wie man es heute kennt. Bei der Synchronisation wird
jeweils der gesteuerte (synchronisierte) Generator auf die Frequenz des Steuernden
gezwungen. Dies läßt sich im Prinzip so genau machen, daß der
Frequenzunterschied der, an der Synchronisation beteiligten Generatoren, überhaupt
keine Rolle mehr spielt. Einige werden jetzt vielleicht denken: "Prima,
eine tolle Arbeitserleichterung - kein aufwendiges Stimmen etc. ". Aber denkt
mal dran was mit dem Klang geschieht wenn man genau gleiche Frequenzen mischt
(addiert) !? Genau ! Nämlich gar nichts, außer das der Ton
einfach nur lauter wird weil sich die Amplituden addieren. Langweilig ist das
und obendrein höchst unwirtschaftlich wenn 6 oder 8 VCO's klingen wie einer.
Sinnvoll kann Synchronisation sein , wenn man unterschiedliche Kurvenformen
verschiedener VCO's mischen will um so eine neue, anders klingende Wellenform
zu erhalten. Hier muß man Schwebungen möglicherweise vermeiden und
genau dabei hilft die Synchronisation weiter.
Meist sind die entsprechenden Schaltungen jedoch recht einfach ausgelegt
und weisen nur einen engen Arbeitsbereich auf. So kann es geschehen, daß
es nicht mehr möglich ist, den gesteuerten VCO auf die Grundfrequenz des
steuernden VCO´s zu bringen . Besonders leicht geschieht das wenn
der gesteuerte VCO wesentlich höher gestimmt wurde. Der Synchronisationsschaltung
fällt in diesem Falle nichts besseres ein, wie den gesteuerten VCO auf
die Frequenz eines Obertones des steuernden einzustellen. (auf jeden Fall
mal ausprobieren !) Dreht man jetzt auch noch am gesteuerten VCO die Frequenz
hin- und her oder läßt man diese von einer Steuerspannung modulieren,
ergeben sich Klangeffekte, die am ehesten mit einem Phaser oder Flanger verglichen
werden können. Auf jeden Fall ein Spitzensound für fetzige Soli wenn
der angesteuerte VCO, der nun auch SLAVE VCO genannt werden kann, mit Handrädern,
Joysticks oder Hüllkurven in der Eigenfrequenz verändert wird. Es
soll Leute geben, die jahrelang Synthesizer benutzen und diesen Effekt nicht
kennen und solche, die keinen Synthy ohne Synchronisationsmöglichkeit kaufen
würden.