CV - Prozessor / Inverter
Eine der interessantesten Baugruppen zur
Steuerspannungsbearbeitung ist der CV - Prozessor. Wie schon gesagt, die Funktion
ist eigentlich recht simpel. Ein CV Prozessor besteht im Prinzip nur aus mehreren
Invertern. Was das schon wieder ist ?? Also: Ein Inverter kehrt die Polarität
einer Spannung die man ihm zuführt einfach um. Die Amplituden und Kurvenformen
werden nicht beeinflußt. Das ist schon alles, am Besten die andere Abbildung
anschauen !
Mischt (addiert) man
zu diesem Resultat eine Gleichspannung regelbarer Höhe und wählbarer
Polarität, so kann man die resultierende Kurve beliebig verschie-ben. Nehmen
wir zum Beispiel eine Spannung von + 10 Volt, so erhalten wir in diesem Fall
eine Sägezahnkurve mit steilem Flankenanstieg. Diese Kurvenform als Signalspannung
benutzt, hat gegenüber dem Original keine klangliche Veränderung zur
Folge weil sich weder Obertonspektrum noch Amplitudendämpfung verändert
haben. Deutliche Unterschiede gibt es aber, wenn man diese Kurvenform zum Modulieren
anderer Funktionen benutzt. Ein CV - Prozessor ist nun weiter nichts anderes
wie eine Sammlung von Invertern und Spannungsaddierern. Durch Benutzung dieser
Baugruppe kann man, wenn’s sein muß, eine Spannung so oft verändern
bist am Schluß das gleiche rauskommt, was man vorn reingeschickt hat.
Ähh - da fällt mir ein: Bei vielen neueren Geräten (auch Stage
- Synthesizern) findet man einen Hinweis auf das Vorhandensein wenigsten eines
Inverters. Meist dient er dazu die Hüllkurve zur Filtersteuerung zu invertieren.
Die Bezeichnungen sind auch hier wieder unterschiedlich, so kann man u.a. „INV.OUT",
„REV.OUT" oder auch Symbole für den Inverter oder die invertierte Spannung
finden.
Slew-Limiter und Portamento / Glide
Diese beiden Funktionsgruppen, zumindest das
Portamento findet man nicht immer auf einer separaten Frontplatte. Slew-Limiter
- für Deutschfans: Anstiegsgeschwindigkeitsbegrenzer sucht man als erstes
in der Nähe von CV-Prozessoren. Die Portamento-Funktion ist fast immer
Bestandteil der Keyboard-Elektronik. Beide Baugruppen sind Kombinationen aus
jeweils einem AR-Generator (siehe Teil 5) und einem Verstärkerbaustein.
Die Aufgabe beider ist es, Eingangs - CV´s zu „verschleifen". So wird
zum Beispiel beim Wechsel von einer Taste auf dem Keyboard auf eine andere,
aus der sich normalerweise sprunghaft ändernden Keyboard-CV eine langsam
an- oder absteigende.
Konkret wird Portamento zum Verschleifen
von Tonhöhenänderungen eingesetzt. Da die internen AR-Generatoren
wie alle Hüllkurvengeneratoren gestartet werden müssen, wird diese
Funktion erst dann ausgelöst wenn es ein neues Gate gibt. (alte Taste lösen,
dann erst neue drücken.) Beim Glide ist das etwas anders, meist werden
hiermit solche Funktionen benannt, die auch bei Legato-Spielweise (neue Taste
drücken bevor die alte gelöst wird) die beschriebenen Effekte bewirken.
Wie so oft, ist auch hier nicht unbedingt Verlaß auf die Bezeichnungen
da verschiedene Hersteller gerne Begriffe verwenden, die garnicht zutreffend
sind. Ausprobieren heißt also die Devise!
Slew-Limiter sind ebenso Steuerspannungsverändernde
Baugruppen. In einer einstellbaren Zeit werden Steuerspannungssprünge am
Eingang verschliffen und am Ausgang zur weiteren Verwendung bereitgestellt.
Zur Auslösung der Funktion werden keine Startimpulse benötigt. Die
Baugruppen überwachen den Eingangsspannung und starten sich bei Bedarf
selbst. Am häufigsten sieht man diese Funktion bei den Sample & Hold
Generatoren.
So langsam geht es mit der Beschreibung von Modulen dem Ende zu. Sicher, es gibt noch eine Unzahl Baugruppen, die man in Systemen finden kann, nur will ich mich auf das Wesentliche beschränken: Clock-Sequenzer, Frequenz-Vervielfacher, Frequenz-Teiler, Vocoder, Kurvenformer, Sample-Klangquellen usw. das alles sind Module, die ihr mit dem notwendigen Basiswissen schnell und ohne Probleme selbst erproben und verstehen könnt.
Externe Steuerpannungs und Signalquellen
Sehr oft tritt der Wunsch auf,
Synthesizer einmal auf ganz andere Art als mittels Keyboard und Drehknöpfen
zu steuern: Denkbar sind hier viele Möglichkeiten, aufzählen möchte
nur mal Fahrraddynamos, Fotowiderstände, Solarzellen, Temperaturfühler,
Batterien, Fußpedale etc. als Steuerspannungsquellen und Gitarren, Mikrofone,
Orgeln u.a. als Signalquellen. Alles gar kein großes Problem, nur auf
den richtigen Spannungsbereich muß geachtet werden damit die Synthi-Elektronik
auch richtig reagieren kann - also bitte keine Modulationsversuche mit den 50
Hz aus der Steckdose !
Um beispielsweise ein Mikrofon an
einen Synthesizer anschließen zu können, muß die sehr geringe
Ausgangsspannung erst einmal verstärkt werden, Zu diesem Zweck gibt es
bei fast allen Modulsystemen spezielle Vorverstärker oder sogar richtige
„Audio-Interfaces", die dann auch noch die Erzeugung eines Trigger - Impulses
möglich machen.
Wenn jemand ein (möglichst monophones)
anderes Instrument zur umfassenden Steuerung seines Synthesizers benutzen will,
muß schon größerer Aufwand betrieben werden. Schließlich
sollen ja auch Frequenz, Filterung, Lautstärke und Hüllkurven beeinflußt
werden können. Nach der Anpassung der Amplitude an den Synthesizer kann
noch recht einfach die Lautstärkenhüllkurve der externen Quelle in
eine Steuerspannung umgewandelt werden. Ein Trigger Impuls wird bei einer einstellbaren
Spannungsschwelle erzeugt. Dieses Gerätchen nennt man „Envelope - Follower
mit Triggererzeugung".
Mit ihm ist es nun immerhin möglich eine „natürliche" Hüllkurve
zu verwenden oder das originale Klangbild des Instrumentes im Synthesizer
zu bearbeiten. Das fraglos größte Problem stellt dann aber die Umwandlung
der Tonhöhe in eine exakte Steuerspannung zur VCO - Steuerung dar. Dieses
Problem sollen die sogenannten „Pitch To Voltage Converter" lösen. Ich
schreibe „sollen" weil das Gelingen dieses Vorhabens ganz wesentlich davon abhängt,
wie der externe Klang beschaffen ist. Ein solcher Converter kann nur aus dem
Grundton eine brauchbare Steuerspannung ableiten, es ist also unter anderem
nicht möglich aus einem Mehrklang eine einzelne CV zu erhalten. Will man
eine Gitarre ‘umsetzen’, so benötigt man neben einem Spezialtonabnehmer
(6 separate Systeme) passend dazu 6 Pitch to Voltage Converter. Wenn man dem
Gitarrero nun auch nicht noch 100 % sauberes Spiel ohne Nebengeräusche
durch Umgreifen etc. abverlangen will, muß schon eine Spezialgitarre her
mit Kontakten an den Bundstäbchen etc. Es gibt preiswerte Konverter (u.a.
sogar einen superbilligen, im KORG MS20 integrierten) die wohl zum Experimentieren
ausreichen, nicht aber zur ernsthaften Anwendung, wohlmöglich auch noch
im Lifebetrieb. Ein gutes Stück näher kommt man der Lösung dieser
Aufgaben erst durch die digitale Technik, die per Software Klänge besser
analysieren kann.
Jetzt
begebe ich mich „auf ganz dünnes Eis" denn: Gerne würde ich Euch genaue
Informationen und Anleitungen zu diesem Thema geben aber es gibt keine Absprachen,
wie das zu bewerkstelligen wäre: Es ist nicht möglich in dem konventionellen
Notensystem auch noch Klangfarbenveränderungen und Effekte niederzuschreiben.
Wer sich jedoch längere Zeit mit elektronischer Musik befaßt, wird
die Notwendigkeit eines Tages erkennen, Ideen und Konzepte zu Papier zu bringen.
Möchte man mit mehreren Leuten zusammen Musik machen geht’s eigentlich
kaum „ohne". Wer ohne Ausnahme nur programmierbarer Geräte benutzt, hat
da zwar keine Sorgen, man schreibt einfach die Sound-Programmnummern auf das
Notenblatt. Sie sind eben Keyboarder, keine Synthesisten die genauere Angaben
brauchen! Der Synthesist liebt die ständigen Veränderungen in den
Klangfarben und Stimmungen.
In der Vergangenheit
gab es schon eine ganze Reihe von Vorschlägen, wie man die Klänge
und die Abläufe im Zusammenspiel mehrerer Synthesisten aufzeichnen könne.
Doch nur wenige eignen sich zu mehr als zu futuristischen, meist nicht einmal
besonders dekorativen Wandbildern.
Das Problem ist, daß die Aufzeichnungen einigermaßen interpretierbar sein müssen. Bei der Aufzeichnung der Klangeinstellungen bei Synthesizern tut man sich nicht einmal so schwer, man benutzt dafür sogenannte Patches. Das mit dem Notenblattersatz ist schon etwas schwieriger. Neben Beispielen aus der Literatur stelle ich gerne „unsere" Methode vor, mit der wir ganz gut klargekommen sind. Dabei wurde der Ablauf eines Stückes mehr oder weniger vorgeschrieben und mit notwendigen Details versehen (Tonfolgen, Break-Zeitpunkte, Effekte o.ä.). Da wir sehr stark improvisatorisch arbeiteten, kam uns die Freiheit zwischen den beschriebenen Stellen sehr entgegen. Das folgende Beispiel ist weder schön noch gut zu erkennen: Ich wollte aber ein authentisches Beispiel zeigen:
Klangnotierung durch Patches
Wenn man einen kleinen Synthesizer
besitzt gibt’s mit dem Aufschreiben von Klängen keine Probleme. Nachdem
man einmal eine Zeichnung der Frontplatte mit allen Regelmöglichkeiten
gemacht hat, braucht man nur noch die jeweiligen Reglerstellungen zu markieren.
Phantasie braucht man dann nur noch für die Namengebung eines irrwitzigen
Klanges. (GRUNZ 1,GRUNZ 2, SPACECRACKER und ähnliches). Hilfreich ist es,
wenn man die Klänge mit Namensnennung auf einer Tonbandkassette festhält.
Was, bitte schön aber machen die „armen" Modul- und Großsynthesizer
- Besitzer ? Unmöglich die ganze Frontplatte und alle Regler aufzumalen!
Das sinnvollste, was man machen kann, ist die Anfertigung eines
Blockschaltbildes (PATCH). Jeder kann sich dabei natürlich selbst ausdenken,
welche Symbolik er benutzen möchte. International hat sich aber schon lange
in diesen Kreisen ein System durchgesetzt für das ich ein Beispiel geben
möchte. Wer solche Patches lesen und umsetzen kann, kann auch Einstelltips
mit anderen Leuten schriftlich austauschen oder Ideen aus verschiedenen Zeitschriften
(meist amerikanische) entnehmen. Da sich die Patches nur auf das Wesentliche
beschränken, bleiben sie übersichtlich. Nur die Angabe der Reglerstellungen
bleibt problematisch. Man kann die Stellung in Prozent angeben (vom Gesamtreglerweg)
oder in echten Werten (geht dann aber nicht ohne Meßgeräte). Der
erste Weg scheint der gangbarste und ist, ebenfalls zusammen mit einer Klangaufnahme
auf Band, mir auch der liebste. Als Beispiele soll hierzu die Abb. dienen.
So liebe
Freunde der elektronischen Klangdeformierung - das war’s was ich für Synthesizer
- Interessierte niederschreiben wollte. Ich will auch keine lange Schlußrede
halten, einfach nur noch das :
Wirklich gut auf
seinem Instrument wird nur der, der es beherrscht ! Derjenige welcher ohne Hintergrundwissen
an seinem Synthy rumschraubt bleibt genauso ein Stümper wie diejenigen,
die nur auf ihr theoretisches Wissen bauen ohne es umzusetzen. Ich wünsche
Euch, daß Ihr den Spaß am Experimentieren und an neuen Klängen
nie verliert und Euch nicht allzusehr von Modeströmungen hin- und herreißen
laßt. Macht Eure Musik und denkt dabei nicht zuerst an mögliche finanzielle
Gewinne oder Ruhm, in diesem Sinne:
Viel gibt’s zu tun — tasten wir’s
an !
(und unterstützt mich durch den Kauf der Kurs-CD!) :-)